Hammerfall - Infected

Review

Ob sich die Herren von HAMMERFALL in einer Midlife Crisis befinden? Für ihr mittlerweile achtes Studioalbum verzichten die Schweden jedenfalls auf Hammer und Hector und offenbaren auch einen musikalischen Imagewechsel: Besonders eingängige Melodien und das beliebte Strophe-Refrain-Strophe-Schema gehören der Vergangenheit an. HAMMERFALL anno 2011 präsentieren sich reifer, klingen verdammt „hard“ und verdammt „heavy“, und erfreuen mit für die Band ungewohnt düsteren Klängen. Für den satten, rotzigen Sound, der HAMMERFALL ganz ausgezeichnet steht, hat man diesmal übrigens James Michael (MÖTLEY CRÜE) verpflichtet. Auch dieses Detail stellt eine für HAMMERFALL weltbewegende Neuheit dar, war doch in der Vergangenheit stets Charlie Bauerfeind für den auf Hochglanz polierten Sound zuständig.

HAMMERFALL wagen sich mit „Infected“ auf Neuland, das auch von ihren langjährigen Fans erst entdeckt werden muss. Denn wie bereits erwähnt, gehen die Songs nicht mehr direkt ins Ohr und erschließen sich erst nach mehrmaligem Hören. Natürlich finden sich mit „Bang Your Head“ und „666 – The Enemy Within“ auch einige obligatorische Nackenbrecher im Programm, die wirklich jeden mitreißen, aber die zu einem Großteil sperrig ausgefallenen neuen Songstrukturen wirken häufig beliebig und kommen nur selten auf den Punkt. Lediglich das hymnische „The Outlaw“ erinnert an die Vergangenheit der Band und auch die Mid-Tempo-Hymne „I Refuse“, während die Ballade („Send Me A Sign“) im Vergleich mit früheren Klassikern wie „Glory To The Brave“ völlig enttäuscht. Uninspiriert klingen auch Songs wie „One More Time“, „Let’s Get It On“ oder der mit einem Techno-Rhythmus beginnende Rausschmeißer „Redemption“, der so ganz und gar nicht zu HAMMERFALL passt und im Verlauf an SONATA ARCTICA erinnert.

HAMMERFALL sind auf dem besten Wege sich neu zu erfinden. Allerdings ist „Infected“ eine zwiespältige Angelegenheit: Von Begeisterung bis Enttäuschung bietet dieses Album nämlich alles, was man sich als Heavy-Metal-Fan wünscht oder nicht. Einige gute Ansätze sind vorhanden, diese aber zünden nur bedingt. Ein Blindkauf jedenfalls, vor allem von langjährigen Fans, sollte deshalb vermieden werden.

11.05.2011
Exit mobile version