Heretic - Angelcunts & Devilcocks

Review

Dass die Niederländer HERETIC den super-schrottigen Black Metal ihrer Anfangstage natürlich nicht und niemals bierernst nahmen, manifestiert sich dieser Tage im aufdringlich-infantilen Coverartwork ihres neuen, vierten Scheibchens „Angelcunts & Devilcocks“, das die titelgebenden Geschlechtsorgane von Gut und Böse schelmisch zur Schau stellt. Aussage: Satan, Sodomie und Samenflüssigkeit – mehr braucht es in den Augen des Quartetts nicht. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.

Mittlerweile zocken die Käsköppe Black ‚N‘ Roll, der deutlich mehr rollt als dass er schwarz ist. Wenn die Black-Metal-Wurzeln auch fast völlig abgestorben sind, das Spielvermögen hingegen scheint kaum gewachsen zu sein und bewegt sich gefühlt immer noch auf dem Niveau des BATHORY-Debüts – wobei, ganz so dürftig gehackt wird bei HERECTIC dann doch nicht (mehr). Das beschwingte Material mit seinen zahlreichen ober-eingängigen Refrains („Angelcunts & Devilcocks“, „Morbid Maniac“, „Maze Of Madness“ … ) atmet unverholen den Geist der frühen VENOM, MISFITS oder auch NIFELHEIMs, erreicht aber viel zu selten mal deren Charme und Lässigkeit. Da hilft es wenig, wenn man sich auch noch bei DARKTHRONEs „Earth’s Last Picture“ bedient: „Crowned In Filth“ zählt mit seinem bei den Norwegern entlehnten Motiv zwar zu den ruppigsten Ergüssen, hinterlässt aber ansonsten kaum mehr Eindruck als eine alte Schuhsohle. 

HERETICs munteres, old-schooliges Gepolter besitzt gewiss ein paar nette Momente, reicht jedoch mit seiner schon stumpfsinnig wirkenden Eindimensionalität nur noch gerade so als verschwommene Untermalung für einen durchschnittlichen Weglöt-Abend. Gemessen am „vielversprechenden“ Titel „Angelcunts & Devilcocks“ gibt es hier zudem eindeutig zu wenig Siff, zu wenig Enthemmtes, zu wenig Perversion, ja, zu wenig Spaß. Ne, da hatte das bunte Bildchen vorne drauf größere Hoffnungen geweckt.

24.05.2013
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