Heretic - Praising Satan

Review

Es ist schon irgendwie seltsam: Da veröffentlichen die Niederländer HERETIC anlässlich ihres fünfzehnten Bandjubiläums diese Scheibe namens „Praising Satan – 15 Years Of Ultimate Satanic Sleaze“ – und ich habe noch nie was von den Jungs gehört… wie sich herausstellt, habe ich nichts verpasst.

Aber langsam und der Reihe nach. Zunächst einmal muss ich feststellen, dass HERETIC mit ihren 15 Jahren ein wenig geschummelt haben: So lag die Band zwischen 2003 und 2008 komplett auf Eis, was immer noch eine runde Zahl ergibt, aber eben nicht ganz so eindrucksvoll ist. Als nächstes fällt mir auf, dass Songs entgegen meiner Erwartung keinen Querschnitt durch das Schaffen der Band darstellen, sondern der 2008er Split „Splitting Skulls For Satan“ (haha, ob der Wortwitz wohl Absicht ist?) mit BESTIAL SUMMONING sowie zwei 7″-Singles entnommen sind. Es gibt mit „Hellfire Satanist“ aber auch einen unveröffentlichten Track, außerdem erscheinen die Songs der Singles nun erstmalig auf CD – „Praising Satan“ ist also nicht schon vor dem Hören überflüssig.

Tatsächlich kann ich aber nach dem Anhören der dreizehn Songs kein großartig anderes Urteil als „überflüssig“ abgeben. Das liegt hauptsächlich daran, dass die knapp vierzig Minuten aus unfassbar ödem Punkrock bestehen, der wohl durch die satanischen Texte irgendwas mit Black Metal zu tun haben soll – zumindest behaupten HERETIC das. Riffs, die sich in einem Aktionsradius von maximal drei Bünden bewegen, stinklangweiliges Schlagzeug, eher gesprochene als gesungene Texte – Black’n’Roll geht anders. Vor allem geht finster GANZ anders.

Das, was HERETIC hier mit Songs aus den vergangenen drei bis vier Jahren heraufbeschwören wollen, hat sicherlich am Anfang der ersten Black Metal-Welle funktioniert – heute, nach Alben wie SATYRICONs „Rebel Extravaganza“, den EMPEROR-Scheiben oder DHGs „666 International“ (ich weiß, man kann über die Bösartigkeit der Alben sicherlich streiten…), geht „Praising Satan“ höchstens als Satire durch. Texte, die – ich traue mich fast nicht, es zu schreiben – wie MANOWAR in Möchtegern-Evil klingen, verstärken diesen Eindruck noch.

Ich weiß nicht, vielleicht verstehe ich einfach nicht den Witz an der Geschichte. Es mag auch sein, dass dieser altmodische Ansatz HERETICs dem einen oder anderen Old Schooler ein seliges Grinsen ins Gesicht zaubert. Mich langweilt diese Musik jedenfalls spätestens nach drei Minuten (dann ist nämlich der erste Song vorbei und HERETIC wiederholen sich) und ich kann auch beim besten Willen keinen rotzigen oder punkigen Charme entdecken – dazu klingt die Produktion nämlich viel zu glatt. Aber sei’s drum. „You think you are so evil, you think you are so sick, but all the horny bitches suck my rock’n’roll-dick!“ Genau.

30.11.2010
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