Hexenhaus - A Tribute To Insanity

Review

Bevor Per Mickael Vikström aka Mike Wead als Gitarrist bei KING DIAMOND und später auch bei MERCYFUL FATE anheuerte, hatte er mit HEXENHAUS seine eigene Band. Die brachte im Oktober 1988 mit „A Tribute To Insanity“ ihr Debütalbum auf den Markt, das flotter Technical Thrash Metal ist und von Bands wie beispielsweise MEKONG DELTA beeinflusst.

HEXENHAUS schippern auf dem Mekong

Der Name HEXENHAUS ist im deutschsprachigen Raum natürlich reichlich klischeebehaftet, klingt eher nach Märchen als nach himmelschreiendem Unrecht. Auch die eher blumige Erklärung auf dem Albumcover macht die Sache nur geringfügig greifbarer: „Hexenhaus was a place of ultimate evil in Germany during the 17th century. In this place over 600 suspected witches were tortured into confessing their allegiance with Satan. After their confessions they were brutally murdered… This album is dedicated to the souls of those innocents.” Heute würde man die sich ehemals in Bamberg befindliche und längst abgerissene Immobilie als Foltergefängnis eines brutalen Terrorregimes bezeichnen – so wird schon eher ein Schuh draus.

Wem das Albumcover bekannt vorkommt: Genau, das ist das Gemälde „Les trésors de Satan“ des belgischen Symbolisten Jean Delville von 1895, das drei Jahre später auch MORBID ANGELs Album „Blessed Are The Sick“ zierte. Musikalisch eint beide Alben allerdings erst einmal wenig.

„A Tribute To Insanity“ teilt sich das Coverartwork

„A Tribute To Insanity“ zeugt weniger von Weads kurzem Gastspiel bei der auftrebenden Doom-Metal-Band CANDLEMASS, sondern zeigt sich zupackend, rasend und virtuos. Technical Thrash Metal eben, wenngleich nicht ganz so technisch wie die oben genannten MEKONG DELTA, dafür aber in den richtigen Momenten von Speed Metal durchsetzt. Davon zeugt nach dem dräuenden Keyboardintro nach vorne preschende Opener „Eaten Alive“, bei dem sich speedige mit dreschenden Passagen abwechseln, während die beiden Leadgitarristen Mike Wead und Andreas Palm aka Rick Meister sich gegenseitig die Bälle zuspielen. Wobei letztgenannter eher für die melodiösen Momente zuständig ist, während Wead seinen Ruf als ‚Evil Malmsteen‘ erstmals festigte.

In der Folge wechseln sich speedige Passagen und eher bodenständiges Thrash-Riffing ab, Vierviertel- mit Zweivierteltakt, ohne allerdings zu vertrackt zu wirken. Als von der Klassik inspiriertes Meisterwerk ist sicherlich das über zehnminütige „As Darkness Falls…“ geplant, das in mehrere ‚Movements‘ unterteilt ist. Und es ist gekonnt in Szene gesetzt, indem es verschiedene Stimmungen durchläuft und die in den einzelnen Parts angedeutete Erzählung umsetzt – und dabei nicht nur massig Sahneriffs, sondern auch starke Soli auffährt.

Insgesamt ist es schwierig, echte Schwachpunkte auf dem Album auszumachen; einzig das abschließende „Requiem“ wirkt etwas kraftlos. Vielmehr zeichnen sich alle Songs durch starkes Riffing und einen hohen Wiedererkennungswert aus. In dieser starken Reihe sind es dann die genannten „Eaten Alive“ und „As Darkness Falls…“ sowie das speedige „Incubus“ und „Memento Moris – The Dead Are Restless“, die sogar noch hervorstechen.

Ein Schwachpunkt?

Wobei, einen Schwachpunkt werden manche Hörer tatsächlich ausmachen: Der durchgehend mit einem merkwürdigen Reverb-Effekt gepimpte Shout-Gesang von Sänger Nick dürfte nicht jedem gefallen. Mich persönlich hat der Gesang allerdings in den letzten dreißig Jahren eher weniger gestört, sondern lief in der Kategorie „Experiment“ in einem noch nicht von Konventionen erstarrten Genre. Dass die Band, die sich überwiegend aus Mitgliedern der nordschwedischen Thrash-Metal-Band MANNINYA BLADE rekrutierte, live durchaus tight spielte, davon zeugen mittlerweile bei Youtube gepostete zeitgenössische Livemitschnitte.

Dass Mike Wead allerdings schon bald mit komplett neuer Truppe weitermachte, ist eine andere Geschichte – mutmaßlich spielte einfach die räumliche Entfernung der Wohnorte der Bandmitglieder eine Rolle. Dass die „neuen“ HEXENHAUS nämlich mit dem nur zwei Jahre darauf erscheinenden „The Edge Of Eternity“ ihrem Stil treu bleiben, spricht dafür, dass mit „A Tribute To Insanity“ nicht allzu viel falsch gelaufen ist.

16.03.2022

- Dreaming in Red -

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