Himsa - Courting Tragedy And Disaster

Review

Langsam schwant es mir: Egal welches Boot eine Band besteigt, egal wer von ihnen der Älteste ist, der Muskulöseste, der Attraktivste: Am Ruder grinst stets der Sänger. Bei Himsa wird das einmal mehr deutlich: Ohne den Kapitän am Mikro hätten die übrigen vier Matrosen wohl auf einer stattlichen Power Metal-Galeone angeheuert. Nach dem Eingangsriff, das – wie noch oft auf dieser Reise – zusammen mit der Doublebass ein klassisch dominantes Dudel-Solo auf Händen trägt, erwartet man eigentlich nur noch den heroischen Bilderbuch-Eunuchen, der knapp unter Ultraschallfrequenz von Herkules, Medusen und Zyklopen faselt. Doch – voilá! Es meldet sich der Sklaventreiber mit heiserer NAPALM DEATH-Röhre zu Wort, und prompt ändern auch die übrigen Mariner den Kurs: Hart am Wind wird riskant an Death- und Thrash-Riffs entlang gesegelt, von einigen passierten Häfen winken IN FLAMES und KILLSWITCH ENGAGE genauso wie UNDERTOW (die Ex-Mannschaft von Sänger Pettibone) oder PRO-PAIN – weiter geht die wilde Fahrt, und ein fetziges METALLICA-„…and-Justice“-Solo im Rücken wird siegessicher der nächste unbekannte Hafen angesteuert und ein paar unbewachte Musikstile geentert. Die durchweg steife Brise (nicht selten aus Richtung Göteborg) wird nur in sehr raren Augenblicken durch besinnliche Windstille unterbrochen, ebenso werden die wirklich mörderischen Orkan-Wetter weiträumig umfahren, was mögliche Blastbeat-Törns gänzlich ausschließt. Obwohl man also in den befahrenen Gewässern ausgesprochen gut Kilometer macht, bleibt die Freude an der Tour zu oft durch das flaue Gefühl vergällt, man bewege sich im Kreis, oder aber durchweg an recht eintönig grauen Gestaden entlang. Und bewegt sich ein Segler im Kreis, wirkt selbst eine beschleunigende Melodic-Death-Fock – wie z.B. meisterlich in „Loveless and Goodbye“ aufgetakelt – irgendwann in genau entgegengesetzter Wirkung, nämlich als langweilende Bremse. Nach elf Songs ist das Schema bekannt, die Crew weitgehend durchschaut, die Windrichtung zu einseitig empfunden. Und der unerbittlich bölkende Herr am Ruder kämpft noch immer mit aller Macht seines sonoren Trockenhustens jeden Hookline-Aufstand der Gitarren nieder. Ahoi!

05.09.2003
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