Holy Moses - Invisible Queen

Review

Ein kleiner Schock war es ja schon, als HOLY MOSES mit der Veröffentlichung von „Invisible Queen“ gleichzeitig ihre Auflösung bekanntgaben. Auch wenn Sabina Classen diesen Schritt nachvollziehbar auf den Punkt gebracht hat („Ich möchte nicht als Thrash-Oma in Erinnerung bleiben“), waren die Aachener seit Beginn an eine der wichtigsten Bands für mindestens zwei Generationen im Heavy Metal.

Die Königin des Teutonen-Thrash verschwindet für immer

Früher bellte Classen wie ein ungestümer Listenhund heiser zu harschem Punk-Thrasch, heute bellt sie immer noch mit unverminderter Härte, während die Musik von HOLY MOSES zu einem Schmelztigel aus progressivem Death-Thrash geworden ist, bei dem man mehr als einmal an ATROCITY und nicht zuletzt MESHUGGAH denken muss. Gleichzeitig verleugnet die Band ihre Identität in keiner Weise und klingt auf aberwitzige Weise, wie HOLY MOSES heute eben klingen müssen.

HOLY MOSES schreiten voran

Alleine der Chorus von „Cult Of The Machine“ ist ein schizophrenes Monster aus Hektik, Panik und nervösem Muskelzucken. Großartig. „Order Out Of Chaos“ raubt einem mit dem jazzigen Auftakt-Riff schier den Verstand und man fühlt sich in eine Ecke getrieben, kann sich dem glasklaren Sound nicht entziehen, während der Spannungsbogen immer interessantere Kreise zieht. Es passiert extrem viel auf „Invisible Queen“, was die Musik niemals als Begleitwerk für eine relaxte Autobahnfahrt zum nächsten Festival werden lässt.

„Invisible Queen“ ist ein wie ein Marathon durch die Finsternis

Der Titeltrack beginnt mit einem markerschütternden, verzweifelten Schrei. Wieder so ein HOLY-MOSES-Trademark. Während die BPMs immer schneller zu werden scheinen, macht sich ein flaues Gefühl in der Magengegend bemerkbar, das sich kaum beschreiben lässt. Dissonant geht es auch auf „The New Norm“ weiter, das mit einem kaum zu begreifenden Off-Beat sympathisiert, während die Strophen vor Groove nur so strotzen. Man könnte jeden Song sezieren und würde sich kaum wiederholen, so ausgefeilt ist das Songwriting, so detailliert sind die Arrangements. Am Ende der Platte fühlt man sich ein bisschen leer und ausgelaugt, ganz so als sei man vor einer unsichtbaren Bedrohung durch einen nächtlichen Wald geflohen.

Kein Paukenschlag… Ein Meisterwerk!

Als Zugabe wurden alle zwölf Album-Tracks noch einmal mit Gastsängern aus den Häusern TANKARD, OVERKILL, SODOM und vielen anderen aufgenommen. Aber auch ohne diesen Bonus haben Sabina Classen und HOLY MOSES ein überragendes Abschluss-Werk geschaffen. Man kann nicht weniger als die volle Punktzahl vergeben. Schon deshalb, weil es diese Band einfach nicht mehr besser machen kann und wird. Danke HOLY MOSES!

14.04.2023

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