Incantation - Sect Of Vile Divinities

Review

Die amerikanischen Death-Metal-Veteranen INCANTATION rufen mit ihrem neuen Album die “Sekte der abscheulichen Gottheiten” aus und wildern zunächst mit flirrenden Gitarren und einem fiesen Krächzen in (black-)thrashigen Gefilden: “Sect Of Vile Divinities”, so der Titel des mittlerweile zwölften Studioalbums, beginnt also vergleichsweise ungewohnt, zumindest wenn man INCANTATION als Großmeister von gediegenem Death-Metal-Gerumpel kennengelernt hat.

INCANTATION wildern …

Aber bereits “Propitation” rückt den ersten Eindruck wieder zurecht: Da wird das Tempo immer wieder rausgenommen, die tiefen Saiten zu unergründlichen Riffs angeschlagen und der Grunzgesang zu einem heiseren Etwas in den Tiefkeller geschickt. Fein auch der doomige Anklang von “Entrails Of The Hag Queen”, mit dem die Amerikaner zu Hochform auflaufen – nicht nur, nun ja, textlich: Offenbar kann man aber über “Eingeweide der Hexen-Königin” ganze Songs schreiben. “Guardians From The Primeval” beginnt wiederum mit gezupften Gitarren und ein wenig zusätzlicher Atmosphäre, um dann in Hochgeschwindigkeit zu wechseln.

Was danach folgt, verbleibt ungefähr in diesen Grenzen: Eine doomige Atmosphäre, tiefe Riffs, noch tieferer Grunzgesang, kranke Gitarrenleads, ein paar chaotische Soli und nicht zu vergessen die Gitarrensqueals – die im Sound von INCANTATION so viel mehr als nur nette Gimmicks und kaum wegzudenken sind. Was außerdem angenehm auffällt, ist das zuverlässig tackernde Schlagzeugspiel von Kyle Severn, das erstaunlich vielseitig ist, dafür dass man ihm nicht notwendigerweise Virtuosität nachsagen müsste.

“Sect Of Vile Divinities” liefert mit Abstrichen überzeugende Qualität ab

“Sect Of Vile Divinities” liefert also wieder überzeugende Qualität ab, wenngleich INCANTATION ein wenig Zeit benötigen, um auf Betriebstemperatur zu kommen; der eingangs genannte Opener wirkt nach ein paar Durchläufen halt immer noch wie ein Fremdkörper. Ein wenig Kritik muss sich das Album ebenfalls dafür gefallen lassen, dass die Spannungskurve zum Ende hin wieder abnimmt: Runder wäre es mit zehn statt einem Dutzend Songs gewesen. Wer sich daran nicht stört, wird mit “Sect Of Vile Divinities” aber über den größeren Teil bestens unterhalten.

22.09.2020

- Dreaming in Red -

Exit mobile version