Incantation - Unholy Deification

Review

INCANTATION veröffentlichen mit “Unholy Deification” ihr mittlerweile dreizehntes Studioalbum, und offenbar haben die Mannen um Bandleader John McEntee die drei Jahre seit „Sect Of Vile Devinities“ gut genutzt: Zwar hat sich die grundsätzliche Ausrichtung von Band und Musik nicht geändert – INCANTATION stehen nach wie vor für grummeligen Death Metal amerikanischer Schule – aber diesmal wirkt das neue Album, mehr noch der Vorgänger, wie aus einem Guss.

INCANTATION haben die Zeit gut genutzt

Short story long – die zehn neuen Tracks verkörpern sehr schön das Selbstverständnis des Vierers aus Johnstown im US-Bundesstaat Pennsylvania: Verbindende Klammern ist einerseits der im Tiefkeller grunzende, ziemlich unverständliche Gesang McEntees, der Lyrik im Themenbereich zwischen „unholy“, „blasphemy“ und „altar“ ausspeit. Andererseits gibt es mal doomig-langsamen, dann wieder flotten Death Metal mit tiefergestimmten Gitarren, die immer wieder im flirrend-schnellen Tremolopicking angestimmt werden.

Die Band selbst hebt hervor, dass sie entgegen dem letzten Album auf “Unholy Deification” vermehrt auf Brutalität und Chaos setzt – das zeigt sich tatsächlich an zwei Sachen: Die gaaanz langsamen Doom-Passagen gibt es diesmal nur selten, und wenn es mal etwas getragener zugeht, sorgen an CELTIC FROST erinnernde Riffs für genügend Vorschub (beispielsweise in „Homunculus“). Außerdem verzichtet Leadgitarrist Luke Shively weitgehend auf unverzerrte Gitarrenarpeggien, die auf dem Vorgängeralbum noch so manchen Song einleiteten. Dafür sorgt er woanders für ein Ausrufezeichen: Seine Gitarrenleads sind nämlich absolut auf den Punkt gespielt, und bei seinen Soli zeigt er ein ums andere Mal die richtige Balance zwischen sinistren Melodien und Unergründlichkeit. Natürlich dürfen auch diesmal nicht die Gitarrensqueals fehlen, die seit jeher den Sound von INCANTATION mitbestimmen.

Jetzt haben wir ausführlich über den Sound gesprochen – wie verhält es sich aber mit den Songs auf “Unholy Deification”? Kurz gesagt zeichnet sich jeder der zehn Tracks durch ein eigenes Trademark aus, sei es ein Sahneriff, eine kranke Melodie oder finstere Atmosphäre. Wie gesagt wirkt das Album noch runder als zuvor, mehr aus einem Guss, noch kompromissloser – ist aber in diesen vergleichsweise engen Grenzen äußerst vielseitig.

“Unholy Deification” entwickelt Vorschub

Und es verzichtet konsequent auf Füllmaterial. Jetzt ist es ja noch nie so gewesen, dass sich INCANTATION durch einzelne Songs hervorgetan hätten. Es ist aber auffällig, wie stark die zehn Tracks sind, ohne dass sie notwendigerweise Hits sein müssten. Es reicht, dass sich nach einem Durchlauf der Eindruck verfestigt, dem Album doch bitte sofort noch einen Dreh zu geben. Das faulige (wir müssen ja im richtigen Jargon bleiben) Sahnehäubchen ist für Textleser die okkulte und anspruchsvolle Story, die sich Bassist Chuck Sherwood ausgedacht hat und die sich über alle Tracks erstreckt. Insgesamt gehört “Unholy Deification” somit zu den stärksten Alben der Band – wer also mit dem Namen INCANTATION etwas anfangen kann, sollte unbedingt reinhören.

07.09.2023

- Dreaming in Red -

Exit mobile version