Infected Brain - Deconstructive Surgery

Review

Man muss nur Bandnamen und Albumtitel hören, schon weiß man, dass INFECTED BRAIN aus Borne in Sachsen-Anhalt auch mit ihrem dritten Streich „Deconstructive Surgery“ nicht angetreten sind, um irgendwelche Innovationspreise zu gewinnen. Richtig, hier gibt es mit der Todesblei-Keule elf Mal ohne große Umschweife und ziemlich amerikanisch auf die Omme. Das Quintett erreicht bei wuchtigem Klang relativ hohe Werte auf der Brutalitätsskala, Geblaste überwiegt, die obligatorischen Breaks sind eingestreut. In „Sea Of Blood“ vernimmt man auch mal eine ausgedehntere ruhige Passage und mit dem Rausschmeißer „Dahmer“ gibt es sogar ein gänzlich schleppendes Stück. Musikalisch wirklich aus der Reihe tanzt allerdings nur das endzeitlich anmutende „Collateral Homicide“, das zugunsten von Sprach-Samples gänzlich auf Gesang verzichtet.

Qualitativ hebt sich hingegen nicht eine einzige Nummer deutlich nach oben ab, alles bewegt sich zwischen „langweilig, weil altbekannt“ und bestenfalls „ganz nett“. Das Nichtvorhandensein wirklich überzeugenden Materials ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Riffs weniger lange im Kopf des Hörers überleben, als ein Verurteilter im Kolosseum bei der Damnatio Ad Bestias und jene dann im Laufe der 41-minütigen Spielzeit auch noch ständige Wiederholungen in minimaler Variation erfahren. Von der Stange kommen auch die schon seit CARCASS mindestens siebzehntausendfach durchgenudelten englischen und deutschen Texte über allerlei Geschlachte und Abnormitäten sowie der Grunzgesang, welcher ebenso monoton wie tief ist – beispielsweise ein paar hohe Schreie eingestreut und das Ganze hätte schon aufregender und kränker geklungen. 

Den tapsigen Versuchen, ein wenig Abwechslung und Eigenständigkeit einzubringen, steht auf „Deconstructive Surgery“ somit vieles gegenüber, das höchstens als Dienst nach Vorschrift zu bezeichnen ist. Damit bestätigen sich die eher gedämpften Erwartungen, die bereits das ganze Drumherum des Albums – Abgedroschenheit von Titel bis Covermotiv – erweckte. Wenn man schon den Pfad gen Innovation meidet, dann sollte es einem zumindest gelingen, innerhalb der engen stilistischen Grenzen des jeweiligen Genres ein paar Spannungsbögen zu konstruieren, ein gewisses Gespür für ansprechende Kompositionen zu zeigen. Doch das ist bei INFECTED BRAIN leider wenig ausgeprägt. Auch das vorgeschobene Geschrote kann das nicht verbergen.

03.02.2012
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