Irdorath - Dekonstrukteur Des Fleisches

Review

Die Österreicher von IRDORATH beeindrucken mich mit ihrem neuen Album „Dekonstrukteur des Fleisches“ auf zweierlei Weise – einmal positiv, einmal negativ.

Ich fange mal mit meinem Lob an: „Dekonstrukteur des Fleisches“ kommt (abgesehen vom Titel) sehr professionell daher. Das fängt bei dem mehrseitigen, mit allen Texten und schicken Fotos versehenen Booklet auf edlem Papier an, geht über die fachmännisch bedruckte CD, das Artwork aus dem Hause Sperber Illustrationen (welches zugegebenermaßen eher nach MORTICIAN als nach Thrash oder Black Metal aussieht…) bis hin zum eigentlichen Kern, der Musik.

Die zehn Songs sind für eine Eigenproduktion ausgesprochen gut produziert, klingen überhaupt nicht nach den üblichen Garagen-Aufnahmen, mit denen man als Rezensent bei Eigenproduktionen eigentlich immer rechnet. Nein, nicht so bei IRDORATH. Das Schlagzeug klingt schön organisch, verleiht der Musik dennoch treibende Kraft; die Gitarren kann ich wunderbar in Rhythmus- und Leadgitarren unterscheiden, beide klingen ausgewogen und scharf. Das alles heißt jetzt nicht, dass „Dekonstrukteur des Fleisches“ produktionstechnisch das Non-Plus-Ultra ist, aber es lässt dennoch aufhorchen.

Und wenn ich dann mit Aufhorchen fertig bin, höre ich mal genauer hin und stelle fest, dass auch die Musik selbst in weiten Teilen durchdacht wirkt, dass die Arrangements im Ganzen stimmen und dass auf diese Weise zehn knackige, kompakte Songs entstehen. Zugegeben, ich persönlich würde mich bei der Klassifizierung des Gebotenen nicht uneingeschränkt an den Aussagen des Fünfers selbst („Black/Thrash Metal“) orientieren, sondern die Betonung auf den Thrash Metal legen, der nur ab und zu etwas angeschwärzt klingt.

Dafür ist vor allem der Keifgesang verantwortlich, der in bester Black Metal-Manier nach vorn prescht und mich zumindest mit seiner Klangfarbe durchaus überzeugen kann – und damit bin ich quasi im fließenden Übergang zur Kritik am „Dekonstrukteur des Fleisches“: Die Texte, die Kollege René so intoniert, wirken sehr gestelzt – weniger im Sinne von „Studenten-Black Metal“ ((c) WRM), sondern eher im Sinne von „Reim dich oder ich fress‘ dich!“ Oder besser: „Was nicht aufs (immer gleiche) Metrum passt, wird passend gemacht!“ Heraus kommen allerlei Hyperbata und seltsame Betonungen, die den gut verständlichen Vocals einen beträchtlichen Teil ihrer Wirkung nehmen. Und dass drei der zehn Songs auf „-heit“ enden, zeugt auch nicht unbedingt von sprachlicher Vielfalt (und es ist sicherlich kein Triptychon!).

Interessanterweise sind diese ersten Kritikpunkte geradezu symptomatisch für die gesamten 45 Minuten: „Dekonstrukteur des Fleisches“ wirkt, als wären sich die Musiker der möglichen Wirkung ihres Werkes zu wenig bewusst. Es fehlt das Feeling. Es fehlt – textlich als auch musikalisch – die emotionale Tiefe, die Authentizität, die das Album zu einem Juwel des Thrash/Black Metals machen könnte. So bleibt „Dekonstrukteur des Fleisches“ ein Werk, das mich in Ausführung und technischer Hinsicht überzeugt, mich aber emotional völlig kalt lässt und folgerichtig nicht hängen bleibt.

26.01.2011
Exit mobile version