Israthoum - Monument Of Brimstone

Review

Wenn man sich ein Bisschen mit Black Metal beschäftigt, stellt man eins schnell fest: Verglichen mit der relativ hohen Schlagzahl neuer Veröffentlichungen wird dieses Genre verdächtig oft für Tot erklärt. Das geschieht interessanterweise bevorzugt von den eigenen Vertretern, und in letzter Zeit vestärkt durch solche, die sonst, außer vieleicht für’s Zelten, nur noch Augen und Ohren für verschrobene und plumpe 80er-Jahre-Ästhetik haben.
Dass es diese Voreiligen Abgesänge renitent schaffen, an Bands wie ISRATHOUM vorbeizuhören, grenzt an pure Ignoranz.

Aus Holland – wo in diesem Bereich ja mit abgefeierten Exporten wie URFAUST und zumindest ideologisch verwand THE DEVIL’S BLOOD ja einiges zu gehen scheint – kommen die Männer, und legen mit „Monument Of Brimstone“ das Zweitwerk vor. Dass sämtliche stoischen Nachrufe auf Vergangenes und die Verdammung aller Veröffentlichungen jenseits der musikalischen ’89er-Grenze völlig verfrüht sind, beweisen sie mit ihrem Schaffen eindrucksvoll.

Der düstere Konservativismus des Black Metal ist auch an ISRATHOUM nicht vorbeigegangen, vielmehr bestimmt er ihr Schaffen: Semi-melodische Powerchord-riffs und polterndes Schlagzeug dominieren das Gesamtwerk. Allem voran wirkt das nett und vertraut, der Name GORGOROTH taucht unvermeidlich auf, doch beim ersten Hören erscheint es auch ziemlich austauschbar. Erst bei weiteren Hördurchläufen entfalten sich die vielen, kleinen Stärken von „Monument Of Brimstone“: Bei aller Antiquiertheit des Dargebotenen schleichen sich in jedes Stück beinahe progressive Versatzstücke ein, wie subtile aber phantasievolle Bassmelodien oder spährisch-instrumentale Akkustikpassagen. Für eine reine BM-Scheibe ist das Album bis an die Grenzen des Genres experimentierfreudig und verspielt, ohne Kredibilität einzubüßen. Der raue aber nicht unterproduzierte Sound tut sein übriges.

Einen weiteren bestechenden Vorteil können die Holländer ihr Eigen nennen: Mit Vokalist Voxinferi – nomen est omen! – haben sie sich einen Frontmann ans Mikrofon geholt, der wirklich beeindrucken kann. Mit einer enormen stimmlichen Vielfalt schafft der Gute es, sich aus den gleichförmigen Riegen der in diesem Bereich tätigen Sänger hervorzuheben und den Stücken eine neue Dimension zu geben. Die sehr intensive Sangesleistung in „Painters Of Uncreation“ sei hier nur stellvertretend genannt.

Bei allem Lob ist „Monument Of Brimstone“ allerdings auch kein wahres Meisterwerk. Wie Eingangs erwähnt ist ein großer Teil der Riffs eben doch nur Norsecore-Mittelmaß und viele einfach nur Füllmaterial – die wirklich guten Momente bleiben jedoch überzeugend. Das zweite und größere Problem ist die zeitweilige Ziellosigkeit des Songaufbaus. Viel wirkt willkürlich und richtungslos zusammengeschustert, sodass die einzelnen Songs wenig eigenständigen Charakter und das Album dadurch keinen roten Faden entwickeln kann.

Nichtsdestotrotz ist ISRATHOUM ein gutes und mitunter wirklich krasse Scheibe gelungen, die (trotz echt hässlichem Cover!) das sauer verdiente Geld sowohl hartgesottener Szeneelitisten als auch toleranterer Genreliebhaber durchaus wert ist.

22.05.2009
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