Kanonenfieber - Der Füsilier

Review

In letzter Zeit wurde nur selten so voller Hingabe über eine Band gesprochen wie über KANONENFIEBER. Einerseits kann dem One-Man-Projekt aus Bamberg niemand ernsthaft die musikalische Finesse in Sachen Songwriting und technischen Skills absprechen. Gleichzeitig mag man die kontrovers bis provokante Herangehensweise im Bereich Vermarktung und Image-Pflege irritierend finden. Dabei gibt es mehr als ein KANONENFIEBER-Statement, dass die ablehnende Haltung zu Krieg und politisch rechtsgerichteter Gesinnung unterstreicht.

KANONENFIEBER lassen erneut die Musik für sich sprechen

Als Zwischenmahlzeit nach dem grandiosen Debüt “Menschenmühle” legt die Combo jetzt eine Zwei-Track-EP nach. Auch dieses Mal behandeln die Lyrics den Schrecken des ersten Weltkriegs. Dabei bauen sich die Stücke ähnlich dynamisch auf, wie auf dem Longplayer: Mit druckvollem Sound und glasklarem Mastering garniert, liegen flächige Gitarren auf schiebenden Drums und Einspielern diverser Zitate aus der damaligen Zeit. Mit einem Marsch steigt “Der Füsilier I” in einen Blastbeat-Moment ein, bevor die Snare einen Gang herunterschaltet und die Double-Bass dominieren. Dazu gibt es sehnsüchtige Melodien und einen Downer-Part mit Death-Metal-Growling. Das kennt man bereits, trotzdem reißt die Musik sofort mit.

“Der Füsilier” macht keine Gefangenen

Auch “Der Füsilier II” fügt sich ins Markenprogramm aus dem Hause KANONENFIEBER konturlos ein. Insofern bekommt Fan genau das, was Fan erwarten konnte und es wäre an dieser Stelle vermessen, eine aktuell fehlende Weiterentwicklung im ohnehin schon hochklassigen Songwriting zu bemängeln. Vielleicht klingt der Gesang an der ein oder anderen Stelle nicht mehr ganz so bissig und wütend wie auf “Menschenmühle”, vielleicht ist dieser Umstand einfach Zufall. Unter Umständen reagiert die Band damit aber auf den bisherigen Hype und die zu erwartende Kompatibilität über die Genregrenzen hinaus schon jetzt mit einer dezenten Glanz-Politur. Der endgültige Beleg für solche Thesen wird sich erst mit einem vollumfänglichen, nächsten Album finden.

Auf jeden Fall werden KANONENFIEBER in den nächsten Jahren innerhalb der Szene sicherlich ordentlich mitmischen. Ob der kreative Output für eine Distanz über mehrere Alben reichen kann, wird sich allerdings zeigen. Auf eine Punkte-Wertung muss aufgrund des Maxi-Single-Charakters dieser EP verzichtet werden.

05.11.2022

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