Khemmis - Hunted

Review

„Hunted“ von KHEMMIS ist zwar bereits im Herbst 2016 erschienen, dennoch soll, nein: darf, dieses akustische Prachtstück nicht unerwähnt vorüberziehen. „Hunted“ arbeitet sich nämlich langsam, aber unaufhaltsam und allein aufgrund seiner schieren Qualität einen Weg in die Herzen all derjenigen, die sich darauf einlassen.

Das zweite Album des Quartetts aus dem US-amerikanischen Colorado ist ein Musterbeispiel dafür, wie es einer jungen und aufstrebenden Band gelingen kann, sich einen eigenen, unverkennbaren und frischen Sound zu geben, dabei aber gleichzeitig traditionell und musikalisch geschichtsbewusst zu klingen. KHEMMIS erschaffen epischen, getragenen Breitwand-Metal, der Genregrenzen ganz spielerisch einreißt: Was zunächst oberflächlich in Richtung des derzeit sehr beliebten sludgigen Stoner Doom im Stile von PALLBEARER oder HIGH ON FIRE ausschlägt, wird gekonnt unterwandert (ja, geradezu perfide infiltriert!) von Elementen des klassischen Heavy Metal, versetzt mit ein bisschen Death Doom und schließlich mit nicht zu wenig melodischem Hard Rock überstreut.

„Hunted“ – ein gelungener Genre-Mix

Das Ergebnis ist dabei keineswegs so durcheinander, wie es sich vielleicht der Beschreibung nach anhört. Dieser einzigartige Mix von KHEMMIS ist vielmehr überaus spannend, verblüffend stringent und dabei doch ein wahres Abenteuer: Hier Reihen sich ausufernde Soli, treibende Power-Riffs allererster Güte und starke Melodien so stimmig und stimmungsvoll aneinander, dass sogar kurzzeitig die „The White Goddess“ von ATLANTEAN KODEX als Referenz am Horizont auftaucht – so rein auf der nach oben offenen Epic-Skala.

Dabei verfeinern KHEMMIS ihren Sound immer wieder mit kleineren Spielereien. Death Metal-Growls am Anfang von „Three Gates“ – alte PARADISE LOST lassen grüßen -, kurze Anleihen an „modernen“ Sound im Stile von groovigen BARONESS und schleppender Doom in „Beyond The Door“, bei so viel Abwechslung wird auch nach dem drölfzigsten Durchlauf keiner der fünf Songs langweilig – das muss man auch erstmal hinbekommen! Dass man sich verglichen mit dem Vorgängeralbum „Absolution“ auf „Hunted“ im Hinblick auf das Songwriting und den erwähnten Abwechslungsreichtum deutlich gesteigert hat, sei zudem positiv erwähnt: Wer „Absolution“ mag, wird „Hunted“ lieben.

KHEMMIS liefern Epic Metal in Perfektion

Aber was „Hunted“ bei all dieser Vielfalt letztlich ausmacht: KHEMMIS erschaffen ein mitreißendes, zeitgemäßes Metal-Album. Punkt. Dabei  zeichnet sich „Hunted“ nicht dadurch aus, dass es besonders extrem oder ausgefallen geworden ist, ganz im Gegenteil: Fantasievoll, eigenständig und solide stellen KHEMMIS eine dreiviertel Stunde lang ihre eigene Interpretation des Heavy Metal zusammen. Da man sich auch in Sachen Artwork und Aufmachung ganz traditionell und äußerst geschmackvoll gibt, lässt sich „Hunted“ als physisches Album auch optisch schön passend zu CIRITH UNGOL und CONAN ins Regal stellen – eine kleine Empfehlung für den Erwerb des Albums als Vinyl sei an dieser Stelle erlaubt.

So, nun aber genug der Lobeshymnen, legt „Hunted“ auf und lasst KHEMMIS in euer Herz! Denn „Hunted“ ist ein Epic-Doom-Album der Spitzenklasse – frisch, zeitgemäß und doch traditionell.

05.02.2017

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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