King Gizzard & The Lizard Wizard - The Silver Chord

Review

Wenn man einer zeitgenössischen Band so etwas wie Veröffentlichungswut unterstellen kann, dann sind es die Australier KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD. Dass die Band mehr als ein Album im Jahr veröffentlicht, ist gefühlt einer ihrer leichtesten Übungen. 2017 trieben die Herren das mit ganzen fünf Platten auf die Spitze. Wer die Herren um Stu Mackenzie kennt, weiß, dass dies aber vor allem an der stilistischen Bandbreite liegt, welche die Herren abdecken. Zwischen Boogie, Psychedelic und sogar Thrash Metal ist so einiges dabei. Letzteres fand u. a. auf dem großartigen „Infest The Rats‘ Nest“ von 2019 sowie dem im Frühsommer diesen Jahres veröffentlichten „Petrodragonic Apocalypse; or, Dawn of Eternal Night: An Annihilation of Planet Earth and the Beginning of Merciless Damnation“ statt. Mit „The Silver Cord“ erscheint nun dessen konzeptionelles Schwesteralbum, das jedoch stilistisch in eine ganz andere Richtung geht.

KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD versuchen sich nun als Synth-Band …

Heuer versuchen sich die Australier an Synth-getriebenen Sounds irgendwo zwischen Synth-Pop und Elektro-lastigem Krautrock mit leichtem Crossover-Charakter dank einiger frisch aus den 90ern importiert klingenden Rap-Einschüben. Das Album erscheint in zwei Versionen, auf der einen Version sind die Songs in gewisser Weise auf ein bekömmliches Radioformat reduziert worden, während die Extended Edition ausladendere Varianten der sieben Tracks enthält. Prinzipiell findet unsereins mehr Gefallen an den fokussierteren, kürzeren Stücken, was an der Natur von „The Silver Cord“ liegt. Im Pressesheet wird das Album als eine Art Synth-Improvisation beschrieben, was Mackenzie zu bestätigen scheint. Er gibt laut Waschzettel zu Protokoll, dass die Band mehr oder weniger als Amateure auf dem Gebiet der Snythesizer an die Sache herangegangen ist und er selbst seine Passagen fast schon wie Gitarrenriffs geschrieben und gespielt habe.

Und das wird hier deutlich, ganz besonders in der Extended Edition. Zu oft verheddern sich die Australier in repetitiven Strukturen, die zu wenig interessante Texturen enthalten, um die Repetition sinnhaft mit Leben zu füllen. Hier muss man sich natürlich in Erinnerung rufen, was für einen irrsinnig voluminösen Backkatalog die Australier innerhalb kürzester Zeit akkumuliert haben. Dass hier zwangsläufig mal ein paar mittelmäßigere Veröffentlichungen dabei sein würden, lässt sich praktisch gar nicht vermeiden. Und „The Silver Cord“ fällt nach dem wiederum sehr guten Vorgänger leider in diese Kategorie, wobei man sich bei KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD schon immer auf ein paar Hits verlassen kann. Hier tummelt sich das Hitmaterial vermehrt in der zweiten Albumhälfte, in der düsterer und offensiver zu Werke gegangen wird und deren Songs selbst in den Extended-Varianten dadurch hinreichend spannend bleiben.

… und sind damit auf „The Silver Cord“ immerhin in Teilen erfolgreich.

Speziell „Gilgamesh“ und „Swan Song“ gefallen auch nach mehrmaligem Hören, während das einleitende „Theia“ und der folgende Titeltrack selbst in der jeweilig reduzierten Form mehr zum Einschlafen denn Mitwippen animieren. Da hilft leider auch nicht die etwas fantasielose Implementierung eines 5/4-Taktes. Auf der anderen Seite rettet die unbekümmert wirkende Art des Gesangs, aufgrund dessen Hang zur Cheesiness man versucht ist, die eigentlich düstere Thematik hinter den Tracks als kauzigen Hippie-Worship zu verniedlichen, sowie die Songs, bei denen der Sound aufgeht, die Platte als Ganzes ins gehobene Mittelfeld. Und generell kann man KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD einfach nicht böse sein, da sie einfach ständig was neues ausprobieren und dabei schlimmstenfalls Durchschnitt produzieren, aber nie gänzlich auf die Nase zu fallen scheinen. „The Silver Cord“ bleibt dadurch hörbar und charmant, wenn auch wohl kein Klassiker des Genres oder der Banddiskografie.

30.11.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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