Krater - Urere

Review

Es gibt Bands wie KRATER, die mir in der Vergangenheit immer verschlossen waren, ohne dass es dafür feststehende Gründe gibt. „Nocebo“ zum Beispiel war ein wirklich starkes Album, hat mich aber bis heute nicht mitgerissen, und warum das so ist, kann ich nicht beantworten. Umso erstaunlicher ist aber, dass das neue KRATER-Album „Urere“ vom Fleck weg überzeugt und zwar sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.

„Urere“ – gewaltige Überraschungen, mächtige Parts, lodernde Energie

Überraschend deshalb, also für mich persönlich, als dass die Band hauptsächlich an Feinheiten und nicht an ihrem gesamten Stil gearbeitet hat. Aber vielleicht sind es gerade die Kleinigkeiten, die „Urere“ zu einem derart spannenden und vor allem explosiven Werk emporheben. Explosiv ist ohnehin das Stichwort, das das aktuelle KRATER-Album am treffendsten beschreibt – es steckt nämlich voller gewaltiger Überraschungen, mächtiger Parts und einer durchgehend lodernden Energie.

Dabei versteifen sich die Sachsen auch gar nicht erst auf irgendwelche Genregrenzen. Klar ist das Black Metal, aber es stecken auch eine ganze Menge todesmetallische Einflüsse und eine bemerkenswerte technische Rafinesse in den dreizehn Songs. Ob die Jungs machtvoll atmosphärisch dahinschreiten oder in einen aggressiven Wahnsinn verfallen, es sitzt. Auch sprachlich gibt es kaum Barrieren, ob Deutsch, Englisch oder Latein – es findet alles seinen Platz.

KRATER agieren mit Liebe zum Detail und mit Händchen für Aha-Momente

Spannender bleibt aber die Musik, die mit einer an Besessenheit grenzenden Detailliebe ausgearbeitet wurde. Mal kriechend, von Melodien getragen, dann wieder rasant und brutal. In einem undurchdringlichen Wechselspiel, ohne dass ein roter Faden verloren geht. Ebenso wenig bleiben  überraschende Aha-Momente aus. KRATER fegen durch eine gute Dreiviertelstunde, lassen mal sägende Gitarren, mal tragende Melodien und dann wieder eine krachende Doublebass das Kommando übernehmen und zügeln sich nur, wenn es nötig wird. Gleiches gilt für den Gesang von Bassist Abortio, der mal flüstert, mal knurrt und dann wieder schreit – so vermittelt „Urere“ eine Fülle von verschiedenen Emotionsstadien: Hass, Wut, Erhabenheit … alles leidenschaftlich, alles treffsicher. Selbiges gilt interessanterweise für die Sprachsamples, die sich hin und wieder auf „Urere“ wiederfinden. So prägen sie beispielsweise das Abschlussstück „Dust – Still Alive In That Place…“ und sorgen für einen Gänsehaut-Schauer.

Ein Album, das brennt!

KRATER haben sich auf sehr hohem Niveau festgestellt und zeigen, dass auch wüster Black Metal anspruchsvoll sein kann, ohne am Ende fälschlicherweise ein „Progressive“ als Vorsilbe zu benötigen. Ich bin weit davon entfernt, dem gesamten Genre einen musikalischen Stillstand zu unterstellen, doch „Urere“ sticht in diesem Jahr insbesondere in der deutschen Black-Metal-Szene heraus. Ein Album, das brennt.

Hier könnt ihr die von metal.de präsentierte Premiere des KRATER-Videos zu „Flammen im Vakuum“ sehen.

14.10.2016

Chefredakteur

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