Kvelertak - Kvelertak

Review

KVELERTAKs selbstbetiteltes Debütalbum war letztes Jahr wie ein Faustschlag auf den Tisch, dass der norwegische Black’n’Roll noch lange nicht sein Leben ausgehaucht hat. Mehr noch: „Kvelertak“ klang derart frisch und rund, dass es völlig egal war, ob VREID sich nun weiterentwickelt hatten, KHOLD eine Auszeit nahmen oder DARKTHRONE eigentlich nur noch sich selbst gefallen wollten. Aber kein Grund, nur in die Vergangenheit zu blicken: KVELERTAK touren derzeit nicht nur durch Mitteleuropa, sondern haben aus diesem Anlass nun auch eine limitierte Tour-Edition ihres Debüts am Start, und die ist mehr als sehens- und hörenwert.

Das beginnt beim eigentlichen Album: Ungehobelt, zupackend, rotzig, punkig, durch die drei Gitarristen gleichwohl massiv und stets schwarzmetallisch klingen die elf Tracks. Und im Vergleich dazu ist das, was man bislang gemeinhin als Black’n’Roll wahrgenommen hat, eigentlich ziemlich unspektakulär. KVELERTAK vermengen hingegen geschickt schwarzmetallische Gitarrenmelodien mit dem groovenden Unterbau des Rock’n’Roll (gerade beim Schlagzeug und im Percussion-Bereich), wie im Opener „Ulvetid“. Bratende Gitarren, eine superdynamische Rhythmussektion, dazu die aggressiv-heisere Stimme von Sänger Erlend – alles geht hier eine schlüssige Verbindung ein. Hinzu kommen geschickte Breaks und, ja, die Melodien hatten wir ja schon – man höre nur einmal die geschickte Auflösung des nordisch-rasenden Black-Metal-Eingangsriffs in ein melodisches Zwischenspiel in bester Sognametalmanier in „Liktorn“… Insgesamt ist es schon egal, ob man nun „Mjød“, „Fossegrim“ oder „Blodtørst“ hervorhebt… die elf Tracks sind durch die Bank stark.

Interessant ist auch die Bonussektion der CD, die nicht weniger als sechs Tracks umfasst: Da wären vier Stücke aus einer BBC-Session vom letzten Jahr („Fossegrim“, „Sjøhyenar“, „Blodtørst“ und „Mjød“), die offensichtlich live im Studio eingespielt wurden und einen guten Kompromiss zwischen dem Livesound der Band und einer guten Tonqualität bieten. Hinzu kommen noch zwei Demotracks von „Ordsmedar Av Rang“ und „Utrydd Dei Svake“, die sich abgesehen vom Sound nur marginal von den finalen Versionen des Debüts unterscheiden – ein gutes Zeichen dafür, dass KVELERTAK mit einer festen Vorstellung von ihrem Sound ins Studio gegangen sind.

Bleibt noch die Bonus-DVD, und die hat es in sich: Der Silberling enthält drei Musikvideos, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Zunächst das Video zu „Mjød“ (in bester „Wake Up Dead“-Manier) plus Making Of und Kommentar des Regisseurs Fredrik Hana, dann ein animiertes Video zu „Blodtørst“ und ein Video zu „Ordsmedar Av Rang“, das sich aus Livebildern zusammensetzt. Schon nicht schlecht. Dann gibt es ein knapp zwanzigminütiges Filmchen über die Aufnahmen des Albums in Salem, MA, US von A – Einchecken am Flughafen, Gitarrenkunde, Spiegeleierbraten, Puzzlen, kennt man ja. Mein Favorit: Das Einsingen der Gangshouts. Zuletzt enthält die Scheibe noch drei Livesongs, die letztes Jahr aufgenommen wurden – mit allem Pipapo: Mehrere Kameras, guter Sound, volles Programm. Macht zusammen mit dem schmucken Doppeldigipak (inklusive Poster) also ein tolles Paket – wer sich also bislang (und aus unerfindlichen Gründen) „Kvelertak“ noch nicht zugelegt hat: Jetzt geht kein Weg mehr an diesem Album vorbei.

30.11.2011

- Dreaming in Red -

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