Leech - If We Get There Some Day, Would You Please Open The Gates?

Review

Sie haben nicht nur eine Split mit LONG DISTANCE CALLING veröffentlicht, nein, auch sonst haben die Schweizer LEECH einiges mit den deutschen Größen des instrumentalen Post Rocks gemeinsam: Auch LEECH lassen ihre Songs traditionell ohne Gesang, auch LEECH konzentrieren sich darauf, den Hörer mit ihren verhallten Gitarrenmelodien, ihrem Piano und dem verträumten Grundtenor ihrer Musik einzufangen und ihn auf eine Klangreise mitzunehmen.

„If We Get There One Day, Would You Please Open The Gates?“ – So der Titel des aktuellen Werkes … und ja, wenn LEECH irgendwann mal zum Punkt kommen, dann öffne ich ihnen auch gerne die Tore. Wenn „If We Get There …“ für mich nämlich an irgendetwas krankt, dann daran, dass sie zu sehr ausschweifen, ohne dass sie wirklich mitreißend auf mich wirken. Was fehlt ist entweder das Talent, den Hörer auf den Ausschweifungen mitzunehmen wie es die bereits genannten LONG DISTANCE CALLING tun, wenn man schon auf den Gesang als Haltegriff verzichtet, oder aber die geschickt pointierten Songs mit Höhepunkten, die einfach aufhorchen lassen (die Meister wären hier für mich FRAMES). Aber wenn LEECH zwei Songs, einen davon mit Überlänge, brauchen, um dann erst im dritten Song „March Of The Megalomaniacs“ (und auch hier erst nach gut zwei Dritteln des elfminütigen Stücks) mal so richtig zum Punkt zu kommen und emotional zu wirken, dann läuft irgendwas verkehrt. Das ist dann auch symptomatisch für das Album: Es gibt zehn Songs, gestreckt auf über 70 Minuten Spielzeit, aber einfach zu wenige Punkte, an denen man sich festklammern kann und zu wenig verträumten Flow, um sich fallen zu lassen. Es fehlt für mich an vielem, was – für mich – in diesem Genre essenziell ist.

Dass es nicht gänzlich an allem fehlt, ist klar – LEECH können schon zeitweise überzeugen. Wenn sie die einigermaßen angestaute Spannung am Ende von „March Of The Megalomaniacs“ entladen, wenn sie in „Anthracite“ ein bisschen an 70er-Jahre-Drogenprog erinnern, wenn sie in „October“ eine schöne, melancholisch-herbstliche Atmosphäre aufbauen und so weiter – ja, es gibt einige gute, sogar sehr gute Stellen auf „If We Get There …“, nur sind mir diese viel zu weit über das Album verstreut, als dass ich permanent dabeibleiben kann ohne abzuschweifen. Und dabei will diese Musik doch gerade, dass man mit ihr abschweift und nicht von ihr. Schade.

Ich will das Album nun auch nicht schlechter machen, als es ist – „If We Get There …“ wird definitiv seine Fans und Hörer finden, keine Frage. Für mich gibt es im instrumentalen Post Rock nur einfach andere Bands, die mich mehr reißen.

21.03.2013
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