Legion Of The Damned - The Poison Chalice

Review

LEGION OF THE DAMNED sind in Sachen Veröffentlichungsrhytmus mittlerweile eher von der gemütlicheren Sorte. Der letzte Output „Slaves Of The Shadow Realm“ ist nun auch schon wieder viereinhalb Jahre her. In Anbetracht der Tatsache, in welcher Geschwindigkeit die Niederländer am Anfang ihrer Karriere bei gleichbleibender Qualität die Alben rausgerotzt haben, fällt diese Entwicklung schon auf. Gut, da war auch altes OCCULT-Material dabei. Außerdem heißt es schließlich Qualität über Quantität und nun haben wir mit „The Poison Chalice“ ja den nächsten Hassbatzen der Death-Thrasher vorliegen.

LEGION OF THE DAMNED – Die Dampfwalze donnert weiter

Ein neues LEGION-OF-THE-DAMNED-Album einlegen ist immer ein bisschen wie nach Hause kommen. Es ist klar, was einen erwartet, sobald man die Tür aufschließt. So auch bei „The Poison Chalice“, welches nicht lange fackelt, sondern direkt mit dem Opener „Saints In Torment“ brachial ins Haus fällt. Der Start der neuen Scheibe und das ganze Album fühlen sich sehr vertraut an, klingen aber auch wieder eine Ecke unberechenbarer und – Achtung, schlechtes Wortspiel – giftiger als noch zuletzt. Wo „Slaves Of The Shadow Realm“ eine Spur zu viel Kalkül aufgefahren hat, da ist „The Poison Chalice“ wieder organischer, erdiger und ungestümer.

Dabei holzt die Knüppel-Institution aus unserem Nachbarland nicht nur alles ohne Rücksicht auf Verluste wieder, sondern lässt auch noch genug Platz für eine ordentliche Portion dreckigen Groove und sägen Solo-Einlagen, die von messerscharfen Twin-Leads ummantelt werden. Dazu trägt natürlich Neuzugang Fabian Verweij bei, welcher die Band als zweiter Gitarrist neuerdings zu einem Quintett heranwachsen lässt. Die Gitarrenarbeit ist hier jedenfalls mal wieder erste Sahne geraten und überzeugt bei Tracks wie „Progressive Destructor“ aufs Vollste.

Damit die zehn Stücke auch zur vollen Geltung kommen, empfiehlt es sich natürlich, diese laut zu hören. Anspieltipps hierfür sind der bereits erwähnte Opener, „Contamination“, „Behold The Beyond“ und der das Album abschließende Titeltrack. Wie auf jedem Album ist auch auf „The Poison Chalice“ die Vocal-Performance von Maurice Swinkels ein Grund, dass die Band sofort wiederzuerkennen ist. Das markante Röhren des Frontmanns ist zwar zugegebenermaßen etwas monoton, passt aber wunderbar zur rotzigen Attitüde der Songs.

„The Poison Chalice“ vergiftet den guten Geschmack nicht

Mit ihrem neuesten Wurf ist es LEGION OF THE DAMNED gelungen, sich nach zwei etwas generischeren Alben wieder frischen Wind in die Segel zu pusten und ein weiteres Mal zu beweisen, dass sie seit der Umbenennung von OCCULT zu ihrem jetzigen Bandnamen aus keinem Festivalbilling in diesem Sommer mehr wegzudenken sein sollten. Der Neuzugang an der Gitarre bringt den frischen Wind in die Band, den sie gebraucht hat und hat wesentlichen Anteil daran, dass das Album so gut ist, wie es eben ist. Fans greifen bedenkenlos zu, Neueinsteiger machen mit der Scheibe auch nichts verkehrt.

02.06.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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