Lemmy - Das Hoerbuch

Review

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass sich Biografien von Musikern höchster Beliebtheit erfreuen. Kein Wunder also, dass sich mittlerweile auch etliche Biografien in Form von Hörbüchern finden lassen. Neben Werken über METALLICA oder GRAVE DIGGER wurde auch “White Line Fever”, die Autobiografie von uns Lemmy, bereits in Hörbuchform nachgereicht (gelesen von Martin Semmelrogge). Dass nicht nur der MOTÖRHEAD-Chef selbst, sondern auch seine Mitmusiker viel zu erzählen haben, liegt bei einer derartigen Karriere, wie sie MOTÖRHEAD vorzuweisen haben, auf der Hand. So nimmt sich die Firma Rockhoerbuch nun unter dem Titel “Lemmy – Das Hoerbuch” erneut des Lebens des MOTÖRHEAD-Bosses an.

Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob es nötig ist, die Karriere von Herrn Kilmister abermals zu beleuchten. Immerhin gibt es genügend Publikationen, die sich thematisch mit der Band auseinander setzen, die Autobiografie von Lemmy, und zu guter Letzt kann man einen groben Abriss der Karriere von MOTÖRHEAD auch bei Wikipedia nachlesen. Warum braucht man dann noch diese Version von Lemmys (Band-)Leben? Die Antwort ist denkbar einfach: Man braucht sie nicht, und das hat mannigfaltige Gründe.

Zunächst wäre da die gänzlich lieblose Aufmachung, die angefangen beim Cover über das Layout bis hin zum Einlegeblatt – das Wort ‘Booklet’ ist hier gänzlich fehl am Platz. Das alles wirkt ziemlich semi-professionell. Man könnte natürlich darüber hinweg sehen, immerhin geht es bei einem Hörbuch ja primär um den Inhalt. Doch auch der kann wenig bis gar nicht überzeugen. Dabei liegt das Hauptproblem eindeutig bei Sprecher Hans Mörsch, der “Lemmy – Das Hoerbuch” zu einer einzigen Qual werden lässt. Hierbei sind Mängel bei der adäquaten Betonung von Wörtern, Sätzen und Abschnitten genauso auffällig wie die schlechte Aussprache der englischen Sprache. Daraus entwickeln sich satirische Züge, die auf keinen Fall so gewollt sein können (“Aids Of Spades”, “Ain’t No Gise Guy”…).
Auch das monotone Vorlesen von Herrn Mörsch raubt einem den letzten Nerv. Von der ‘lebendigen, spannenden und authentischen’ Erzählweise, wie auf der Facebook-Seite des Verlags proklamiert, ist jedenfalls weit und breit nichts zu hören. Spannungsbögen oder dergleichen sucht man hier vergebens. Nicht einmal, wenn Herr Mörsch sich daran versucht, seiner Stimme eine andere Klangfarbe zu geben, beispielsweise bei den Lemmy-Zitaten, kommen etwas wie spannende Momente – die man bei den verschiedenen Stationen der Karriere von MOTÖRHEAD ja durchaus hätte einbauen können – zustande. Vielmehr wirken die einzelnen Kapitel teilweise zurecht- oder abgeschnitten, so dass ein Hörfluß kaum zustande kommt.

Inhaltlich ist “Lemmy – Das Hoerbuch” (natürlich) ziemlich nah an “White Line Fever” angelehnt, was im Prinzip aber nicht so schlimm ist, denn die Namen Kilmister und MOTÖRHEAD sind vor über vierzig Jahren eine Symbiose eingegangen. Na ja, okay. Man hätte auch ein oder zwei Kapitel zu Lemmys Kindheit bringen können. Profilieren hätten sich die Macher eindeutig können, wenn sie statt der kurzen biografischen Abrisse der einzelnen MOTÖRHEAD-Musiker tiefer in die Karrieren der einzelnen Musiker eingetaucht wären. Zumal Lemmy immer wieder betont, wie wichtig jeder einzelne Musiker für ihn und MOTÖRHEAD war/ist. Aber auch das wurde hier versäumt.

Unter dem Strich bleibt festzustellen, dass das Ganze klingt, wie ein schlecht recherchiertes und vorgelesenes Referat. Mir ist es ein Rätsel, warum die ganzen Fehler, die hier zu hören sind, nicht oder hörbar schlecht korrigiert wurden. Hier wurde eindeutig in jeglicher Hinsicht schlampig gearbeitet und völlig lieblos ein Produkt auf den Markt geschmissen. Einen Punkt, für den (ungewollten) Satire-Faktor.

11.04.2012
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