Liv Kristine - Libertine

Review

Dass LEAVES‘ EYES-Frontdame LIV KRISTINE auf ihren Soloalben nicht metallisch zu Werke geht, sondern dass es sich eher um Pop mit einem kleinen Rockanteil handelt, dürfte inzwischen niemanden mehr überraschen. Auch ihr neues Album „Libertine“ wird vermutlich nicht unbedingt Metalpuristen ansprechen, denn grundsätzlich bleibt die Stilrichtung gleich: Die sanfte, bezaubernde Stimme der sympathischen Norwegerin steht im Vordergrund und wird von mal ruhigeren, mal etwas flotteren Melodien ergänzt.

So eröffnet der Opener „Interlude“ das Album besinnlich-nachdenklich, im Gegensatz zum folgenden „Solve Me“, einem dynamischen Poprock-Track. Genauso sieht es auch beim einprägsamen „Vanilla Skin Delight“ aus, welches LIV KRISTINE übrigens mit „DSDS“-Gewinner Tobias Regner singt und das durchaus Ohrwurmqualitäten mitbringt. Das schöne „Silence“ präsentiert sich mit filigranen Pianoklängen und ist mit einer guten Prise Dramatik (allerdings noch ohne in Kitsch abzugleiten) und Melancholie ausgestattet; auch „Panic“ oder „Love Crime“ steht dieses leicht verträumt-melancholische Element gut, wohingegen „Paris Paris“ durch die etwas rockigeren Klänge die Energie und Lebensfreude versprüht, die bei LIV KRISTINE auch auf der Bühne zu spüren ist. Der gelungene Titeltrack erinnert durch den Gesangsstil und den generellen Aufbau ein wenig an sanftere LEAVES‘ EYES-Stücke.

Im Gesamtbild ist „Libertine“ also ein melodisch-nachdenkliches, schönes Popalbum, das natürlich besonders durch LIV KRISTINEs zarte, das Ohr umschmeichelnde Stimme überzeugen kann. Es entsteht allerdings im Vergleich zu früheren Werken etwas der Eindruck, dass es ab und an noch ein klein wenig glatter und poppiger geworden ist, was manchen Stücken nicht unbedingt guttut. Einige Songs haben einfach zu wenig Wiedererkennungswert, bieten zu wenig Anreiz, sie wieder anzuhören und man wünscht sich evtl. ein paar Ecken und Kanten oder etwas mehr Tiefe. Nichtsdestotrotz ist es insgesamt ein gutes Album und wer LIV KRISTINEs Stimme mag sowie Pop nicht grundsätzlich abgeneigt ist, für den könnte „Libertine“ eine geeignete Untermalung für ruhigere Stunden darstellen.

08.09.2012
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