Loch Vostok - Opus Ferox - The Great Escape

Review

Auch wenn beim Namen Schmunzeln oder Gedanken an russische Bands aufkommen mögen, LOCH VOSTOK aus Schweden spielen sehr melodischen Death Metal, der ihrer Region gebührt, nehmen aber auch eine große Kelle aus dem Topf für Progressive Metal, Djent und Pop.

„Opus Ferox – The Great Escape“ wirft viele Zutaten in den Topf

Die eröffnenden Keys in „The Freedom Paradox“ lassen eingangs noch kurzzeitig DREAM THEATER-Vibes aufkommen, ehe der neue Sänger Jonas Radehorn in schönster Heavy- oder Power Metal-Manier mit kraftvollem Klargesang startet, während die Riffs auch von einer modernen Djent oder Metalcore-Kapelle geklaut sein könnten. Klingt chaotisch, ist es bisweilen auch, aber es funktioniert trotzdem irgendwie. Denn die Songs stellen immer noch genug Hooks bereit, um einprägsam zu bleiben.

„Enter The Resistance“ ist auf der einen Seite kitschiger Modern-Metal mit lieblichen Leads, wie ihn auch AMARANTHE fabrizieren könnten, wartet zwischendurch aber mit raffinierten Licks oder technischen Kabinettstückchen auf, von der gerade genannte Band sich noch etwas abschneiden könnte und bleibt auch weniger vorhersehbar. „The Glorious Clusterfuck“ macht seinem Namen auch alle Ehre, startet es doch mit Techno-Beats, bietet da nebst Stakkato-Riffing wie auf der neuen FEAR FACTORY, nur um darauf wieder in eine sehr eingängige, beinahe schon poppige Richtung zu gehen im Refrain. Dieses Spiel wird über das Album mal ein wenig in die eine oder andere Richtung variiert, bricht aber nicht großartig aus dem Schema aus.

Über Dauer agieren LOCH VOSTOK zu schablonenhaft

Songs wie „Galacticide“ oder „Seize The Night“ sind definitiv eher auf der gut verdaubaren Seite mit hoher Eingängigkeit und groß angelegten Chorussen zu verorten.“When The Wolves Have Eaten Everything“,  „Generation Fail“ und auch zum Ende von „Save You“, wo noch einmal eine große spannungstechnische Kurve gefahren wird, streuen auch mal garstigere Riffs, Blast-Beats, Doublebass oder auch ein paar Growls ein. In diesen Momenten sind LOCH VOSTOK eigentlich komplett auf der Melo-Death-Seite der Geschichte angelangt und machen auch am meisten Spaß.

Solche Seiten auf „Opus Ferox – The Great Escape“ kommen relativ gesehen aber nicht häufig vor. Die Formel aus modernen Riffs, unterbrochen von großen und eingängigen Refrains (mit der wirklich großartigen Stimme von Jonas Radehorn) wiederholt sich über die Songs schon recht häufig und wird schablonenhaft, was gerade der zweiten Hälfte des Albums, bis auf Rausschmeißer „Save Me“, nicht so wirklich gut zu Gesicht steht.

Der geneigte Hörer braucht auch eine gewisse Kitschresistenz und sollte offen gegenüber Synthies, dem ein oder anderen Knick im Songwriting und generell offen gegenüber modernerem Zeugs sein. Fans der oben genannten Bands sollten aber trotzdem mal ein Ohr leihen und dann entscheiden, ob sie mit dem wilden Stil-Mix auf dem neusten Album der schwedischen Progger LOCH VOSTOK etwas anfangen können (und dürfen dann bei Gefallen vielleicht sogar noch 1-2 Punkte drauf legen).

18.06.2021
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