Lunatic Soul - The World Under Unsun
Review
Mariusz Duda kennen die meisten wahrscheinlich mehr von seiner Hauptband RIVERSIDE. Und das natürlich aus gutem Grunde, schließlich ist die Hauptband des polnischen Multiinstrumentalisten auch eine der beständigeren Formationen des zeitgenössischen Prog und hat sich durch qualitativ hochwertige Releases einen entsprechenden Status erspielen können. Mit seinem Soloprojekt LUNATIC SOUL hat Duda jedoch ein ebenfalls beachtliches Œuvre angehäuft, geht mit der Musik dort aber meist eher in Richtung Atmosphäre mit Elektro-Einflüssen mit etwas Fokus auf Prog, ist im Gesamten aber eben mehr von stimmungstechnischer Intensität. Einen schönen Eindruck von den Stärken dieses Projektes kann man sich zum Beispiel als Neuling in diesem Klangkosmos mit „Shutting Out The Sun“ machen von „Walking On A Flashlight Beam“ – Vorsicht: Suchtgefahr!
„The World Under Unsun“ möchte mit Geduld entdeckt werden
Nach dem 2020er Album „Through Shaded Woods“ sollte es fünf Jahre dauern, bis das achte Werk „The World Under Unsun“ das Licht der Welt erblicken sollte. Hier ist es aber nun und lädt wieder einmal zum Eintauchen ein. Die Grundcharakteristik hinter „The World Under Unsun“ wirkt etwas fragmentarisch, einem „Under The Fragmented Sky“ nicht ganz unähnlich, nur eben mit Lyrics. Apropos: War „Under A Fragmented Sky“ vormals als Bestandteil des eigentlich als Doppelalbum konzipierten, dann aber über Umwege zweigeteilte „Fractured“ vorgesehen, ist „The World Under Unsun“ nun de facto ein Doppelalbum mit großzügigem Umfang, das schon aufgrund seiner enormen Länge, nicht zuletzt aber auch aufgrund der eher introvertierten Natur der Musik per se mit Geduld entdeckt werden möchte.
Vereinzelte Winke in Richtung Pop-Musik der balladeskeren Art sind in das Album reingerutscht, beispielsweise in „Good Memories Don’t Want To Die“ oder im Rausschmeißer „The New End“. An anderer Stelle sind die anspruchsvolleren, instrumentalen Einflüsse von Peter Gabriel, DEPECHE MODE oder DEAD CAN DANCE deutlicher zu spüren. Die große Stärke von LUNATIC SOUL bleibt dabei das methodische Soundlayering, mit dem Duda seine Hörerschaft geradezu auffordert, ganz genau und vor allem: mehrfach hin zu hören. Oftmals fließen die Songs dahin, so als ob Duda bei einem Motiv begonnen und sich dann vom Layering-Fluss treiben lassen hat. Seltener, dass ein Song mal mehrere Akte sein eigen nennt, aber es passiert, üblicherweise bei den längeren Stücken wie „Mind Obscured, Heart Eclipsed“.
Diese Geduld belohnt LUNATIC SOUL auch reichhaltig
Entsprechend wird es auch seltener wirklich wild, geschweige denn rockig. Aber auch das passiert durchaus mal, wie etwa in „Hands Made Of Lead“, was einerseits die Abwechslung hinter „The World Under Unsun“ demonstriert, dem Album andererseits auch den werkschauartigen Charakter verleiht, als wolle Duda die Facetten seines Projektes in alle möglichen Richtungen ausprobieren, natürlich solange dies im Klangbild Sinn ergibt. Die repetitive Natur des Songwritings sorgt gerne dafür, dass man auf Empfängerseite geradezu in Trance versetzt wird, worin beispielsweise das auf Rhythmik fokussierte, mit einer anmutigen Mystik versehene „Ardour“ ganz groß ist.
Verschiedene Stärken werden so unter einen Hut gebracht und zeigen auf, was die Hörerschaft generell von einem LUNATIC SOUL-Album erwarten darf. Es ist vor allem herbstliche Musik mit Hang zur Melancholie, mit vielen perlenden Klängen aus der Akustischen, Klavier bzw. Synthesizer oder cleanen Gitarren, aber auch den wunderbaren, angenehm subtilen Gesangsarrangements – auch hier sei „Ardour“ als Paradebeispiel genannt. Die breite Palette an Einflüssen hinter „The World Under Unsun“ hat allerdings den Nachteil, dass das Gesamtbild über seine knapp 90 Minuten nicht in einer Sitzung abwälzbar sind. Dafür gerät der Hörfluss zu gern ins Stocken, sodass „The World Under Unsun“ mehr so ein Album mit einer Songauswahl für verschiedene Stimmungslagen darstellt. Ist kein Beinbruch, aber etwas mehr struktureller Eleganz wäre in einem neuem Album von LUNATIC SOUL wünschenswert gewesen.
Das soll jedoch nicht davon ablenken, dass der musikalische Kern hinter dem Album immer noch ziemlich großartig ist. Es ist eben ein wenig zäh, wenn man sich zum Ziel setzt, das Ding in einer Sitzung herunter zu spulen (und gleichzeitig dabei einzutauchen) …
Lunatic Soul - The World Under Unsun
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Ambient, Art Rock, Electronic, Experimental, Progressive Rock |
| Anzahl Songs | 14 |
| Spieldauer | 89:39 |
| Release | 31.10.2025 |
| Label | InsideOut Music |
| Trackliste | 1. The World Under Unsun (06:58) 2. Loop of Fate (06:19) 3. Good Memories Don’t Want to Die (04:45) 4. Monsters (04:27) 5. The Prophecy (06:42) 6. Mind Obscured, Heart Eclipsed (11:42) 7. Torn in Two (03:55) 8. Hands Made of Lead (08:04) 9. Ardour (04:26) 10. Game Called Life (09:41) 11. Confession (04:26) 12. Parallels (03:17) 13. Self in Distorted Glass (10:25) 14. The New End (04:29) |
