Lyriel - Leverage

Review

Nach längerer musikalischer Abstinenz meldeten sich LYRIEL bereit Anfang 2011 mit einem Re-Release ihres dritten Albums “Paranoid Circus“ erfolgreich aus der Babypause zurück. Mit ihrem vierten Machwerk “Leverage“ legen die Gummersbacher jetzt auch endlich frisches Material nach.

Und dieser Silberling beweist mal wieder eindrucksvoll, wie vielfältig diese Band sein kann. Einflüsse aus Celtic Folk, Folk Metal, Gothic und Mittelalter Rock werden von den sieben Musikern zu einem fast schon einzigartigen Sound vermengt. Dieser schwebt zwischen leichten und eingängigen Melodien, wie man sie von WITHIN TEMPTATION gewohnt ist; bombastischen Momenten, die von der Art der neueren NIGHTWISH sind; Einflüssen aus der Renaissance, die in dieser Deutlichkeit sonst nur von BLACKMORE’S NIGHT verwendet werden und traditionellen Strukturen aus Irish und Celtic Folk, für die als Beispiel eigentlich nur LOREENA MCKENNITT herhalten kann. Aus diesem hat das Septett dann letztendlich neun Songs zusammengemischt, die für reichlich Kurzweil beim Hörer sorgen. Denn von der stillen Ballade “The Road Not Taken“, über energiegeladene Songs wie dem Titeltrack “Leverage“ bis hin zum Mittelalter-Schmachtfetzen “Wenn die Engel fallen“, zu dem Thomas Lindner (SCHANDMAUL) einige Vocals beisteuerte, ist alles enthalten.

Einmal mehr machen die Musiker mit diesem Silberling ihr außergewöhnliches Können deutlich. Schlagzeuger Fidi und Bassist Steffen schaffen eingängige aber dennoch abwechslungsreiche Strukturen. Diese werden dann von ihren Mitstreitern mit Leben gefüllt. Je nach Gangart des betreffenden Liedes feuern die beiden Gitarristen Oli und Tim entweder treibende Riffs ab oder schwelgen in ruhigeren akustischen Passagen. Gerade in letzteren Momenten werden die beiden noch eindrucksvoll von Geiger Joon und Cellistin Linda unterstützt. Dadurch, dass sich die beiden Streicher im Line-Up der Band befinden, wirkt deren Musik auf natürliche Weise bombastischer ohne jenen klinischen Klang anzunehmen, der oftmals mit Samples einhergeht. Auf der anderen Seite können diese Streicher aber auch ganz anders und versprühen genau die Art von Fröhlichkeit, die den irischen Folk so einzigartig macht. Und letztendlich wäre da ja auch noch Sängerin Jessi, die jede Spielart ihres Fachs beherrscht. Von der rauen Rockröhre bis zur feinfühligen Sängerin ist alles dabei. Trotzdem ist deutlich zu spüren, dass sie sich und ihrer Stimme jederzeit treu bleibt und nicht krampfhaft versucht, in operettenhaftes Gequietsche abzudriften, welches so oft für Kritik am Female Fronted Metal sorgt.

Wenn es nicht immer nur auf die Fresse sein soll, dann wird fast niemand an “Leverage“ vorbei kommen. LYRIEL haben tatsächlich ein sensationelles Album abgeliefert. Leichte Punktabzüge gibt es nur für die etwas knappe Spielzeit von einer guten halben Stunde. Wem das zu wenig ist, der kann aber immer noch auf die Limited Edition zurückgreifen, die neben zwei Bonus-Tracks auch noch das Video zur Single “Leverage“ enthält.

10.02.2012
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