Manic Street Preachers - The Ultra Vivid Lament

Review

Es gibt Neues aus Wales! MANIC STREET PREACHERS melden sich mit “The Ultra Vivid Lament“ zurück. Die Platte strotzt nur so vor Nostalgie und wird somit sicherlich das ein oder andere Fanherz höher schlagen lassen.

“The Ultra Vivid Lament“ gegen den Herbstblues

Wer etwas Warmes gegen die immer kälter werdenden Temperaturen sucht, der sollte den ersten Song des Albums auf Dauerschleife hören. “Still Snowing in Sapporo“ beschreibt die Erlebnisse des Winters im Jahre 1993. Nostalgie pur: “It’s still snowing, snowing in Sapporo/ Still breaking in my heart/ It couldn’t last without the hurt, without the hurt.“

Die bittersüßen Gefühle die Familienfeste so mit sich bringen, können die meisten Menschen sicherlich gut nachvollziehen. Die familiären, weihnachtlichen Gefühle werden durch die schwebenden Synthies und die einsetzende Akustikgitarre getragen. Ob MANIC STREET PREACHERS damit DEN neuen Winterhit geschrieben haben, gilt es abzuwarten. Potenzial ist auf jeden Fall da!

“It feels impossible to pick a side“

Der nächste Song auf “The Ultra Vivid Lament“ trägt den Titel “Orwellian“. Hier werden THE MANIC STREETPREACHERS politisch. Sie singen von der Gespaltenheit ihres Landes und repräsentieren damit ein politisches Gefühl, welches pandemiebedingt gerade auf der ganzen Welt zu spüren ist: “Everywhere you look, everywhere you turn/ The future fights the past, the books begin to burn.“

James Dean Bradfield singt von dem Misstrauen der Gesellschaft in die Politik und kritisiert, dass die Menschen zum Narren gehalten werden: “And the people machines still making fools of us.“ Ein bewegender Song, zu unsicheren Zeiten.

MANIC STREET PREACHERS spielen mit Kontrasten

Musikalisch gesehen passt der Track allerdings so gar nicht zum Gesagten. “Orwellian“ basiert auf einer fröhlichen und eingängigen Pianomelodie, die unfassbares Ohrwurmpotenzial hat. Jedoch ist diese gleichzeitig repetitiv und kitschig. Das Musikvideo ist visuell sehr spannend und düster gestaltet, doch auch hier passt der Ton nicht so gut zu den Bildern. Dies könnte wiederum als bewusst eingesetztes Stilmittel interpretiert werden.

“The Secret He Had Missed“ kommt mit Gastgesang von Julia Cumming daher und erinnert an Bands wie INHALER. Die warm klingenden 80s Klänge sorgen für ein wohliges Gefühl. Wer auf Kitsch steht, ist hier definitiv richtig. Cumming ist durchweg sehr präsent, was auf jeden Fall erfrischend ist. Fröhlich klingende Klaviermelodien dominieren mal wieder die Gitarren. Dies ist generell ein roter Faden des Albums.

Eine Ballade jagt die nächste

Der Anfang von “The Ultra Vivid Lament“ ist sehr stark geworden. Nach dem dritten Song fällt das Niveau jedoch ab. Eine Klavierballade jagt die nächste. Obwohl alle Songs dabei wunderschöne Melodien verwenden, lässt das Songwriting zu wünschen übrig. “Into The Waves Of Love“ ist ein Negativbeispiel des Albums. Aufgrund von Schmalz und Langeweile geht der Song gnadenlos unter.

Hoffnung auf eine erneute Wendung macht der vorletzte Track. “Happy Bored Alone“ beginnt mit einem eindrucksvollen Gitarrenriff, wobei das Klavier im Verlauf etwas zu dominant wird. “Afterending“ rundet “The Ultra Vivid Lament“ gut ab. Der Song fasst den nostalgischen Charakter des Albums zusammen.

MANIC STREET PREACHERS liefern ein Album mit Höhen und Tiefen

MANIC STREET PREACHERS haben mit “The Ultra Vivid Lament“ ein zunächst vielversprechendes Album abgeliefert. Die Band hat einige sehr starke Songs parat, die im Kopf bleiben und herausstechen. Die Masse der Songs ist allerdings zu ähnlich. Das Klavier ist zu präsent und die Melodien wirken an manchen Stellen fast schon erzwungen fröhlich. Wer jedoch auf eine gehörige Portion Kitsch steht, wird sich in das Album verlieben, gerade an den immer kürzer werdenden Tagen.

30.10.2021
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