Massacre - Resurgence

Review

MASSACRE zählen zu den wichtigsten, auch stilprägenden Bands des US Death Metals. So gilt Fronter Kam Lee manchen als Erfinder des Growlgesangs. „From Beyond“, das Debütalbum und inzwischen auch schon 30 Jahre alt, zählt zu den kultigen Klassikern der Szene. Nach dem Comeback-Album „Back From Beyond“, das leider nicht ganz an das Debüt rankam, wurde es wieder still um die Band, doch nun liegt mit „Resurgence“ endlich wieder ein neues Album vor.

Schwierige Zeiten

Die letzten Jahre waren für MASSACRE sicher nicht ganz leicht. Die Band lieferte sich einen Rechtsstreit mit Original-Schlagzeuger Bill Andrews (ex-DEATH) um die Rechte am Bandnamen, den Kam Lee, der bei „Back From Beyond“ nicht dabei war, letztendlich für sich entscheiden konnte. Neue Bandmitglieder kamen und gingen. Überhaupt, wenn man aufzählen wollte, wer schon alles bei MASSACRE spielte, könnte man ganze Seiten füllen, insbesondere mit DEATH ist die Geschichte der Band eng verbunden. Typisch für die Death Metal-Szene Floridas, irgendwer sprang immer irgendwo ein, wenn es notwendig war oder die Zukunftsaussichten rosiger erschienen.

Kam (MANTAS, BONE GNAWER) hat inzwischen eine neue Mannschaft um sich geschart, und die erste Überraschung ist die Rückkehr von Original-Bassist Mike Borders, der bereits in den Jahren 1985-1986 bei MASSACRE war und mit welchem die beiden ersten Demos aufgenommen wurden. Dazu kommen Hansdampf in allen Gassen Rogga Johansson (PAGANIZER, MEGASCAVENGER, RIB SPREADER, JOHANSSON & SPECKMANN) an der Gitarre, Gitarrist Jonny Pettersson (WOMBBATH, HEADS FOR THE DEAD), Schlagzeuger Brynjar Helgetun (CRYPTICUS, JOHANSSON & SPECKMANN) und als dritter (!) Gitarrist Scott Fairfax (MEMORIAM, AS THE WORLD DIES). Man kennt sich eben in der Death Metal-Szene untereinander seit vielen Jahren und spielt in vielen gemeinsamen Bands und Projekten, Kam zum Beispiel zusammen mit Rogga und Brynjar in THE GROTESQUERY.

Ein Mann namens H. P. Lovecraft

„From Beyond“ war schon durch und durch von Lovecraft inspiriert. „Resurgence“ nimmt diesen Faden wieder auf, was man schnell am Artwork von Wes Benscoter aber auch an Songtiteln wie „The Innsmouth Strain“, oder „The Whisperer In Darkness“ erkennt. Eine Hommage von MASSACRE an den alten Meister.

Viele Köche

Aufgenommen wurde „Resurgence“ von jedem Bandmitglied im eigenen Heimstudio, überwacht von Dan Swanö (ex-EDGE OF SANITY, ex-BLOODBATH), der gemeinsam mit Pettersson produzierte und mischte. Der Sound ist recht rau und druckvoll gehalten, wie es sich für amtlichen Old School Death Metal gehört. Rob Reider von THE GROTESQUERY steuerte das Intro sowie das Sounddesign von „Book Of The Dead“ bei. Und dann sind noch die illustren Gäste Marc Grewe (INSIDIOUS DISEASE, ex-MORGOTH), Dave Ingram (BENEDICTION), Anders Odden (CADAVER) und Pete Slate (DRUID LORD), die den Songs ihren Stempel aufdrücken und das Klangbild von MASSACRE etwas bereichern.

Das Erbe wird fortgeführt

MASSACRE bleiben ihrem ureigenen Stil auch auf „Resurgence“ absolut treu. Reiner, unverfälschter traditioneller Death Metal der alten Schule Floridas, mit hier neu dezenter, skandinavischer Schlagseite. Aggressiv, kraftvoll, intensiv, schmissig eingängig. Massive Grooves, treibendes, teils etwas komplexes Schlagzeugspiel, effektiv massive, schnörkellos thrashige Riffs, präzise Shred-Solis, und die deftig markanten, abgrundtiefen und dennoch deutlich verständlichen Growls von Lee sowie jede Menge Hooks. Die gute alte Zeit blitzt immer wieder auf wie im wütenden „Return Of The Corpse Grinder“, der Reminiszenz an die Hymne „Corpsegrinder“ vom Debütalbum. MASSACRE transportieren den kultigen Charme der frühen Neunziger ins Hier und Heute, fügen dem Florida Todesblei etwas Schwedentod hinzu und wirken dadurch tatsächlich auch reifer. Höhepunkte sind das zwischen verschiedenen Rhythmen wechselnde, zermalmende „Ruins Of R’lyeh“ mit vielen Cthulhu-Anspielungen und sehr eingängigen Riffing, das knüppelnde, brutale „The Innsmouth Strain“ und „Book Of The Dead“ mit seinen eindringlichen Schreien.

Alles in allem ist „Resurgence“ tatsächlich das bessere Comeback-Album von MASSACRE. Man kann es tatsächlich als Sequel zu „From Beyond“ bezeichnen, während das eigentlich gute „Back From Beyond“ dagegen nicht so richtig anstinken kann. Ein wirklich starkes Brett!

14.10.2021

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

Exit mobile version