Matterhorn - Crass Cleansing

Review

Die Schweizer MATTERHORN benannten sich nach dem Wahrzeichen ihres Heimatlandes und wecken damit irgendwie Hoffnungen auf etwas Monumentales oder zumindest sehr Bedeutendes. Außerdem wurde ihr Debüt „Crass Cleansing“ schon im Vorfeld immer wieder mit CELTIC FROST in Verbindung gebracht. Auch das steigerte logischerweise die Erwartungshaltung. Doch der erste Höreindruck befördert einen leider umgehend wieder in die triste Realität zurück.

Denn was das recht schräge Intro schon vermuten lässt, bestätigt sich umgehend beim nachfolgenden „Violent Success“. Es geht sehr nostalgisch zu Werke, uralter Death Metal trifft immer wieder auf schmutziges Schwarzmetall, doch leider wird hier nur Güteklasse C geboten. Über ganz passable Ansätze kommt „Crass Cleansing“ kaum hinaus, trotz recht deutlicher CELTIC FROST Anleihen. Oder vielleicht genau deswegen? Denn das Vermächtnis der kultigen Eidgenossen scheint für MATTERHORN eher Bürde denn Inspiration zu sein. So ist man zwar spürbar bemüht, den großen Landsleuten nachzueifern, von deren Klasse jedoch weit entfernt. Dieses gewaltige Erbe haben in jüngster Zeit Bands wie beispielsweise WORTHLESS wesentlich würdevoller verwaltet.

MATTERHORN scheitern am übermächtigen Erbe

Hauptkritikpunkt neben dem bestenfalls durchschnittlichen Songwriting ist dabei ganz klar der Gesang von Morbid (übrigens auch nicht sehr originell). Der bemüht sich zwar schon, irgendwie wie Tom Fischer zu klingen, kommt jedoch bei weitem nicht an den Urvater des Schweizer Extrem Metal heran und hat nicht ansatzweise dessen stimmliches Charisma. Auch die gelegentlich eingestreuten Sprechparts in „Parabol Dreams“ bringen das arg schlingernde Schiff nicht wieder auf Kurs. Bei MATTERHORN wird mal wieder überdeutlich demonstriert, wie elementar wichtig ein guter Frontmann ist.

Ok, es gibt ja durchaus auch kleine Lichtblicke wie der um Struktur bemühte Midtempo-Part im seltsam betitelten „Noch Nicht Nichts“ oder aber die punkige Attitüde von „Tongues Of Babel“. Da gerät der Fuß wenigstens mal ein bisschen ins Zucken. Und generell machen MATTERHORN eh die etwas bessere Figur, wenn sie mal zwei Gänge runterschalten. Doch das ist natürlich insgesamt zu wenig. Außerdem wird eigentlich jeder bessere Part konsequent wieder von nervösem Gebretter abgewürgt. Da werden die Schweizer beim nächsten Mal so einiges an Mehraufwand ins Songwriting investieren müssen, ganz klar.

„Crass Cleansing“ könnte durchaus auch rund 30 Jahre auf dem Buckel haben, hätte aber auch schon damals wohl kaum jemanden vor Begeisterung im Dreieck springen lassen. Einfach nur möglichst finster und nostalgisch vor sich hin rumpeln reicht dann eben doch nicht. Dabei möchte man MATTERHORN den guten Willen ja keinesfalls absprechen. Aber man dümpelt halt starr im unteren Mittelmaß so vor sich, von Highlights ganz zu schweigen.

06.06.2018
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