Merrimack - Of Grace and Gravity

Review

Alle Jahre wieder entsteigen MERRIMACK den Pariser Katakomben und bringen ein Stückchen Klang gewordene Düsternis mit, diesmal in Form ihres sechsten Albums „Of Grace and Gravity“. Darauf schickt sich eine der langlebigsten Black-Metal-Bands Frankreichs an, trotz langer Studiopause eine nahtlose Brücke zum Vorgänger „Omegaphilia“ zu schlagen. Hören wir doch mal, ob das gelingt.

MERRIMACK sitzen bequem zwischen den Stühlen

Aus der französischen Hauptstadt gibt es jedenfalls wieder gut produzierten orthodoxen Black Metal um die Ohren, der stilistisch Schweden wie WATAIN, OFERMOD und FUNERAL MIST bzw. polnischen Truppen wie BLAZE OF PERDITION und MGLA nähersteht, als etwa BLUT AUS NORD oder DEATHSPELL OMEGA. Zwar fischen nämlich auch MERRIMACK in stockfinsteren Gewässern, von den chaotischen Abgründen des Wahnsinns, in welche ihre Landsleute regelmäßig abtauchen, sind sie aber doch ein Stück weit entfernt. Sperriger als besagte Schweden und Polen sind sie allerdings auch, was ihnen jedoch nicht durchweg zum Vorteil gereicht.

Anmutig ist auf „Of Grace and Gravity“ jedenfalls erstmal gar nichts; „Sulphurean Synods“ eröffnet das Album mit einer Wand aus rasiermesserscharfem Tremolo, Blastbeats und giftigen Anrufungen, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht. Die Songs scheinen bisweilen ineinander überzugehen, wodurch einerseits ein gewisser Fluss und eine finstere Grundstimmung entstehen, andererseits wird es aber auch mit zunehmender Spieldauer schwierig, einzelne Stücke hervorzuheben.

Nun kann eine gewisse Monotonie im Black Metal ja durchaus ein effektives Stilmittel sein, hin und wieder stolpern MERRIMACK diesmal aber in Richtung gepflegter Langeweile. Ja, es gibt sie natürlich, diese herausstechenden Momente. „Sublunar Despondency“ und „Wounds that Heal“ etwa glänzen mit ein paar herrlich morbiden Melodien, die man auch an anderer Stelle immer wieder antrifft. Aber viel zu selten schlagen MERRIMACK Kapital daraus und gehen stattdessen ins nächste ausufernde Tremolo-Gewitter über, was mit zunehmender Spielzeit etwas anstrengend wird.

Solide mit etwas zu viel Leerlauf zwischen den Highlights

Insgesamt heben sich die sieben Songs, die sich fast ausnahmslos jenseits der Sechs-Minuten-Marke und im gehobenen Midtempo bewegen, trotz solidem Fundament einfach nicht deutlich genug voneinander ab. Ein clever gesetztes Break hier, eine prägnante Hookline da und ein größeres Augenmerk auf fesselnde Melodien hätten „Of Grace and Gravity“ wirklich gutgetan. Einfach mehr Momente zum Aufhorchen, weniger schwarzmetallischer Autopilot und Songs, die schneller auf den Punkt kommen.

Eine Bauchlandung ist die Scheibe aber nun auch nicht, handwerklich sind MERRIMACK über jeden Zweifel erhaben und ihr Sound hat nach wie vor Wiedererkennungswert. Besonders der mal boshaft predigende, mal gequälte Gesang von Fronter Vestal und das präzise Spiel von Drummer Blastum sind lobend hervorzuheben. Auch eine dichte Atmosphäre zwischen Bedrohlichkeit und Hoffnungslosigkeit können die Franzosen über die gesamte Spieldauer aufrechterhalten, Song für Song lässt einen „Of Grace and Gravity“ im direkten Vergleich mit dem bockstarken Vorgänger dennoch ein wenig ratlos zurück.

Letzten Endes liefern MERRIMACK hier sehr gut gezockten aber unspektakulär komponierten Black Metal ab, nicht mehr, nicht weniger.

05.03.2024
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