Mike Tramp - Nomad

Review

Äußerlich ist das schon einmal eine Runde Sache: Seine Neue hört auf den Namen „Nomad“, was zu MIKE TRAMPs eigenem passt. Auf dem Cover steht der Chef dazu lässig zwischen seinem Hobel und dem staubigen Highway und runzelt die Stirn über der Sonnenbrille. Und die Musik? Passt auch. Meist getragen, aber nicht so reduziert wie zuletzt, sondern in voller Bandbesetzung inklusive Hammond eingespielt, gibt TRAMP den abgeklärten Springsteen.

Der fortgesetzt politischen Attitüde des Boss‘ kommt der ehemalige Sänger von WHITE LION und FREAK OF NATURE dabei nicht explizit nah, er bewegt sich insgesamt näher am Lagerfeuer. TRAMP gefällt sich 2015 nichtsdestoweniger in der Rolle des kämpferischen Veteranen („Bow And Obey“ – Nicht mit ihm!) und altersweisen Mahners („High Like A Mountain“ – Drogen töten!). Ganz entfernt wabern die immer pathetischeren späteren Werke des Namensvetters Mike Ness durch den Raum – verweilen tun sie allerdings nicht. Schließlich wurde der Däne TRAMP nicht mit einer erstklassigen 80er-Outlaw-Punkband, sondern durch eine erstklassige 80er-Dauerwellen-Combo bekannt.

TRAMPs charakteristische Stimme schmeichelt dem Ohr wie ehedem bei WHITE LION, seinen aktuellen Epen geht wie eh und je die musikalische Gefährlichkeit vollkommen ab. Dennoch: Seiner einstigen Band wurde man mit dem Label „Hair Metal“ und der Reduzierung auf „Broken Heart“-Herzschmerz zwar auch schon nicht ganz gerecht, die waren am Rande schon kleine Kämpfer, ihr Sänger zeigt sich aktuell aber akustisch deutlich erwachsener. Gut möglich, dass sich der gute TRAMP auf seinen rastlosen Touren das eine oder andere Konzert Tom Pettys, des alten Geschichten-Erzählers, angesehen hat. Wobei es natürlich unfair wäre, TRAMP tatsächlich an diesem Großen zu messen.

Dass „Nomad“ mit seinem reduzierten Rock wenig innovativ ist, zweifellos auch unspektakulär, braucht nicht diskutiert zu werden. Und dass das Ganze in seiner ganzen Anlage irgendwie doch hemmungslos kitschig ist, versteht sich. Dennoch: MIKE TRAMP gelingt unter dem Strich ein angenehmes Band-Album, auf dem die verzerrte Gitarre eine untergeordnete Rolle spielt und große Melodien zwischen beschwingt und melancholisch dominieren. „Nomad“ besteht tatsächlich aus einer ganzen Reihe kleiner, luftiger Ohrwürmer. Man versuche nur allein mal, den Opener „Give It All You Got“ wieder loszuwerden. Und TRAMPs Stimme gewinnt sowieso.

Tja. Für Gestrige halt.

21.08.2015
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