Misery Signals - Absent Light

Review

Fünf Jahre ist es schon wieder her, dass MISERY SIGNALS ein letztes Lebenszeichen von sich gegeben haben. Fünf Jahre, in denen sie schwer mit Besetzungswechseln und der Labelsuche zu kämpfen hatten und man nicht wusste, ob sie sich überhaupt noch einmal fangen oder für immer in der Versenkung verschwinden würden. Doch der Musikgott war gnädig und dank Crowdfunding konnten die Amis in Eigenregie nun eine neue Platte einspielen. Und das vorweg: „Absent Light“ entschädigt mehr als genug für die lange Wartezeit.

Denn die Band präsentiert auf Langspieler Nummer vier ein hoch konzentriertes Destillat aller bisher erarbeiteten Trademarks. So pickt man sich das Beste aus der eigenen Diskografie heraus: Die tiefe dunkle Atmosphäre und streckenweise auch das Riffing von „Controller“, die Verspieltheit und die verschnörkelten Melodien von „Mirrors“ oder die rohe ungezügelte Gewalt von „Of Malice And The Magnum Heart“. Das alles verpackt in mitreißenden Songs, die zwar immer noch tief im Metalcore verwurzelt, aber weit entfernt von ausgelutschten Standards sind. Da es neben MISERY SIGNALS nur wenige Bands gibt, sagen wir mal AUGUST BURNS RED, die den Spagat aus technisch anspruchsvollem Spiel,  Songdienlichkeit und Überraschungsmoment so gut hinbekommen. Einzelne Songs herauszustellen wäre dabei müßig, bietet doch jeder der elf Tracks viele kleine Details und seine eigene interessante Dramaturgie.

Bei aller Besinnung auf ihre Stärken verschließen sich MISERY SIGNALS aber keines Wegs davor, Experimente zu wagen. So werden einzelne Parts gelegentlich mit Streichern und Keyboards unterfüttert oder mit elektronischen Beats aufgepeppt. Passt alles sehr gut in das Gesamtkonzept und verdichtet die Atmosphäre punktuell gekonnt.

Kritikpunkte gibt es da wenige. Vielleicht ist das Schlagzeug etwas zu wuchtig geraten und  nimmt den Gitarren ein wenig an Entfaltungsmöglichkeit. Vielleicht ist auch die gesamte Produktion einen Tick zu steril. Das bleibt im Endeffekt Geschmackssache. Auch zeigt sich die Stimme von Karl Schubach weiterhin recht eindimensionalem Gegrunze verschrieben. Allerdings gibt es wenige Sänger, die es so gekonnt schaffen die Dynamik der Songs durch gezielten Einsatz ihrer Brachialgewalt einzufangen. Außerdem brechen kleine Farbtupfer – ein wenig Clean-Gesang hier, ein paar Screams von Gitarrist Ryan Morgan dort – gelegentlich das Klangspektrum auf und setzen weitere Akzente.

MISERY SIGNALS zeigen sich auf „Absent Light“ extrem fokussiert und der Heerschar an Epigonen, dass sie selbst nach fünf Jahren Funkstille immer noch relevant sind. „Absent Light“ ist eines der diesjährigen Highlights in diesem Genre. Bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht erneut fünf Jahre auf ein weiteres Album warten müssen.

19.07.2013
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