Misotheist - For The Glory Of Your Redeemer

Review

Terratur Possessions als Label, Herkunftsort Trondheim, kaum Angaben oder Fotos zu den Bandmitgliedern. Noch Fragen? Natürlich nicht. MISOTHEIST sind ein weiteres Nidrosian-Black-Metal-Mysterium und sie zelebrieren die schwarze Kunst auf ihrem zweiten Album “For The Glory Of Your Redeemer” genau wie sämtliche Label-Kollegen: Mit hörbarer Hingabe und ohne jeden Spaß.

MISOTHEIST: Black-Metal-Fanatismus pur!

Drei Takte eines verstimmt leiernden, alt klingenden Pianos dauert es und der Opener “Rope And Hammer” entfacht einen bitterbösen Mahlstrom in Richtung endlos schwarzer Abgrund. MISOTHEIST haben sich im Vergleich zu ihrem selbstbetitelten Debüt von 2018 etwas weg vom Kellersound hin zum akustischen Äquivalent des Höllenschlundes entwickelt: Alles auf “For The Glory Of Your Redeemer” wirkt dicht, im wörtlichen Sinne massiv und besessen. Unter dem erdrückenden Gewebe lauern zwar hin und wieder musikalische Momente – die ungeheure Komplexität des Werkes lässt sie jedoch erst auf den dritten oder vierten Hör hervortreten.

Die beiden restlichen Tracks “Benefactor Of Wounds” und das 16-minütige “Acts Of The Flesh” sind mitnichten schwächer oder uninteressanter. Im Gegenteil: MISOTHEIST schaffen es, den Wahnsinn zum Ende des Albums hin zu steigern, sodass man nach einer intensiven halben Stunde gemartert in der Ecke liegt und unbedingt etwas für das eigene Seelenheil tun sollte. Vermutlich war die Wirkung beabsichtigt. MISOTHEIST wird’s finsterlich erfreuen.

Psychose und Chaos: “For The Glory Of Your Redeemer”

Warum stehen dann hier trotzdem “nur” sieben Punkte, was ja keinesfalls eine schlechte Wertung ist? MISOTHEIST machen ihre Sache verflucht gut, doch fehlt ihnen das entscheidende Moment, um als eigenständige Macht das Genre-Geschehen zu bestimmen. FUNERAL MIST und SVARTIDAUÐI haben zu viel mittelgutes Acid genommen, sich im Bunker verschanzt, irgendjemand von SINMARA war auch noch dabei und heraus kam “For The Glory Of Your Redeemer”. Das ändert nichts an der Güteklasse der Musik, ist aber dennoch etwas schade. Nicht zuletzt, weil der Eindruck entstehen könnte, hier wird mit einem manischen Auge auf einige derzeit schwer angesagte isländische Bands geschielt. ENEVELDE, das Ein-Mann-Projekt des Sängers, das letztes Jahr sein Debüt veröffentlichte, war da irgendwie zwingender.

29.01.2021

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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