Misteltein - Rape In Rapture

Review

Puh, was die Schweden (nein, diesmal keine Norweger) Misteltein mit ihren Debüt „Rape In Rapture“ hier abgeliefert haben, bringt mich ein wenig in die Zwickmühle. Da sind auf der einen Seite über alle Zweifel erhabene handwerkliche Fähigkeiten und einige wirklich gelungene Songs, die sich nach mehreren Durchläufen im Gehörgang festzusetzen wissen. Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, als ob die Kameraden sich, na sagen wir mal zu intensiv von anderen Bands haben inspirieren lassen. Mal klingt’s ein wenig nach Cradle, gerade der Sänger scheint diesbezüglich sein Vorbild klar definiert zu haben, ein paar einzelne Riffs erinnern mich an Immortal. Aber vor allem schaut hinter jeder Ecke ein kleiner Dimmu hervor, der mich angrinst und mir suggerieren will, alles irgendwie schon einmal gehört zu haben. Der Opener „Darkness Scars My Soul“ könnte z.B. auch als guter Durchschnitt auf „Enthrone Darkness Triumphant“ durchgehen, sieht man mal von einem weniger fetten Sound ab. Man stellt sich wieder mal die Frage: Wer braucht das noch? Melodischer, keyboardgeschwängerter BM, dazu noch einige durchschnittliche Nummern im Mittelteil der CD, bäh. Hört man sich aber das ziemlich geniale „Twilights Sigh“ an, welches einen irgendwie ein Gefühl des Verlorenseins vermittelt, oder die mit Überlänge ausgestatteten „Dusk Rising“ und „Silvertears“, muß man dem skandinavischen Six-Pack doch eine gewisse Daseinsberechtigung zusprechen. Das Potential (ich verweigere die neue Rechtschreibung) ist auf jeden Fall vorhanden, allerdings sollten sie unbedingt eine eigene musikalische Identität suchen, um nicht im Durchschnitt der Masse unterzugehen.

01.09.2000
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