Morgul Blade - Heavy Metal Wraiths

Review

Böse Zungen behaupten, es sei ruhig geworden in der US-Metal-Szene. Womöglich fehlt der Nachwuchs, d. h. neue, junge Bands, die sich inspirieren lassen und musikalisch liefern. Eine jener motivierten Bands, die für sich das Ziel abgesteckt haben, in die Fußstapfen von Acts wie MANOWAR und Co. zu treten, ist das 2018 in Philadelphia gegründete Quartett MORGUL BLADE, das Themenfelder wie Fantasy und Schwarze Magie mit martialischem Anstrich akzentuiert. Die Band vermischt diese Einflüsse zu einem stilistischen Potpourri aus klassischen Heavy-, True- und Black-Metal-Elementen, aber auch moderneren Klängen. Mit dem Debütalbum „Fell Sorcery Abounds“ (2021) gelang den Amis jedenfalls ein akzeptabler Warnschuss vor den Bug der Skeptiker. Nun steht mit „Heavy Metal Wraiths“ der zweite Longplayer in der Pipeline.

MORGUL BLADE präsentieren Studioalbum Nummer zwei

Die Protagonisten legen nach zweieinhalb Jahren also nach und servieren mit „Heavy Metal Wraiths“ zehn neue Tracks, wobei der Titelsong bereits im Februar veröffentlicht wurde. Zunächst fällt auf, dass drei der zehn Stücke nur etwa eineinhalb Minuten lang sind. Filleralarm? Tatsächlich kriegt nur das atmosphärische, gänsehautverdächtige „Widow’s Lament“ die Kurve. „A Welcoming Hearth“ und „The Last In A Line Of Kings“ hingegen könnte man als kreative Pausen bezeichnen.

Das Werk wird mit dem melodischen und mit doppelten Gitarrenläufen garnierten „Eagle Strike“ eröffnet, das stellenweise von JUDAS PRIEST inspiriert erscheint. Ähnliches ist beim Titelsong herauszuhören; die eingängige Gitarrenarbeit erinnert an klassische Bands wie IRON MAIDEN. Nicht minder empfehlenswert ist die Uptempo-Nummer „Spider God“, die mit hämmernden Drums, Tempowechseln und Breaks daherkommt. Black-Metal-affine Hörer werden an dem kompromisslosen und krawalligen „Frostwyrm Cavalry“ ihre Freude haben. Das wuchtige Intro und der treibende Rhythmus generieren den härtesten Song der Platte.

Weitere Tipps sind „Beneath The Black Sails“ und „Razor Sharp“, die ebenfalls mit solidem Gitarrenwerk überzeugen. Langeweile kommt da nicht ansatzweise auf, im Gegenteil. Der hohe Unterhaltungswert der Platte ist nicht zu leugnen. Nach knapp 36 Minuten hat der Silberling seine Arbeit getan und die Boxen dürfen sich erholen.

Stärker als das Debütalbum

„Fell Sorcery Abounds“ war als Erstling alles andere als ein Rohrkrepierer und bot einige Perlen wie das Ohrwürmchen „A Last Waltz Of Gevaudan“. Vor dem Hintergrund des selbst definierten Anspruchs auf stetige Verbesserung haben MORGUL BLADE einiges richtig gemacht: „Heavy Metal Wraiths“ klingt insgesamt etwas ausgereifter und eingängiger als sein Vorgänger. Das Songwriting und das musikalische Grundgerüst sind solide und die Produktion von Will Mellor ist nicht zu beanstanden. Der Gesang kriecht launisch aus den Boxen und ist vielleicht nicht jedermanns Sache, doch eine Form von Wiedererkennungswert ist Sänger Lord Klauf nicht abzusprechen. Hinzu kommt die griffige, dynamische Gitarrenarbeit, die sowohl brodelnde Riffs als auch saubere Melodiebögen umfasst.

Unter’m Strich eine gnadenlos powernde Platte, leider mit mehr oder weniger überflüssigem Füllmaterial. Und wer neugierig auf MORGUL BLADE geworden ist, sollte sich ein Ticket für das diesjährige Keep-It-True-Festival (26./27. April) organisieren, denn dort wird die Band das neue Album vorstellen.

16.04.2024

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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