Mushroomhead - A Wonderful Life

Review

Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte nachdem sich acht passionierte Nachwuchsmusiker zusammenfanden, um gemeinsam mit Genregrößen wie SLIPKNOT oder KORN eine neue Ära einzuläuten, stehen MUSHROOMHEAD am Scheideweg. Während in der Zwischenzeit besonders den kommerziell erfolgreicheren Bands des Genres der musikalische Spagat zwischen alten Einflüssen und einem zeitgemäßen Sound gelang, scheint es beinahe, als trauere man im Hause MUSHROOMHEAD der längst vergangenen Hochphase von Nu Metal & Co. weiterhin hinterher. Doch was einst unter dem recht schwammigen Begriff Modern Metal eine ganze Generation beeinflusste, gilt heute als überholt. Geschmäcker haben sich weiterentwickelt und die Fans von damals haben längst andere Genres und Bands entdeckt, die sie in ihrem Alltag begleiten. Die einst heile Nu Metal-Welt liegt endgültig in Scherben. Auf „A Wonderful Life“ zollen die US-Pilzköpfe dem Vermächtnis einem einst weltbewegenden Genre noch einmal Tribut. Doch reicht das?

MUSHROOMHEAD – Überholtes Grundkonzept

Musikalisch hat sich, trotz ambitionierter Ausnahmen, nicht wirklich viel geändert. MUSHROOMHEAD halten eisern an einem Grundkonzept fest, welches sich Anfang der 2000er womöglich noch bewährt hätte, heutzutage jedoch dringend eine stilistische Generalsanierung nötig hat. „A Wonderful Life“ ist leider so gar nicht wundervoll, im Gegenteil: Songs wie der angestaubte Opener „A Requiem For Tomorrow“ oder das uninspirierte „Seen It All“ wirken festgefahren, ideenlos und erschreckend blutleer. Doch während ein nicht gerade unbeträchtlicher Anteil des Albums lediglich aus repetitiven Industrial-Einflüssen („I Am The One“), einfallslos-monotonen Rhythmen („Carry On“) und jeder Menge klischeebehafteter Phrasendrescherei („Where The End Begins“) besteht, blitzen doch tatsächlich immer wieder Momente auf, die selbst den kritischsten Hörer deutlich überraschen dürften.

Denn gerade die feste Verpflichtung von Sängerin Jackie LaPonza, bereits seit 2014 Tourmusikerin, erweist sich als überlebenswichtig. Ms. Jackie, wie die Dame mit der wunderbar melodischen Stimme in Bandkreisen heißt, liefert beispielsweise auf „The Heresy“ oder „Pulse“ insbesondere im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen mächtig ab und trägt die Songs mit ihren Passagen praktisch allein. MUSHROOMHEAD benötigen dringend frisches Blut – und die ambitionierte Sängerin könnte zukünftig genau dieses Problem zumindest teilweise lösen. Ansonsten verläuft „A Wonderful Life“ einfach zu geradlinig. Als unverkennbarer Hauptkritikpunkt bleibt die Tatsache, dass MUSHROOMHEAD mit ihrer Platte mehr als ein Jahrzehnt zu spät sind. Vieles, was die US-Amerikaner vermeintlich innovativ verpacken wollten, hat man bereits vor Jahren gehört – und das meist leider auch in deutlich besserer Ausführung.

Viel Rauch um nichts: MUSHROOMHEAD liefern diesmal nicht ab

„A Wonderful Life“ – Mittelmaß trotz einiger Mängel

So wirklich zünden wird „A Wonderful Life“ wohl nur bei Fans, die sich vehement weigern, ihre Nostalgiebrille abzusetzen. Das Album weißt nicht nur erhebliche Schwächen auf, sondern wirkt bereits nach kurzer Zeit unfassbar langatmig. Dass es, je nach Version, auch noch vier Bonustracks dazu gibt, beweist fraglos: Weniger ist manchmal mehr! Nichtsdestotrotz punktet das Album insbesondere dank der individuellen Leistung von Neumitglied Jackie LaPonza und einigen wenigen Songs, die – versetzt man sich in seine Jugend zurück – durchaus unter den passenden Umständen Spaß machen können. Eine Wiederbelebung des Genres gelingt so jedoch definitiv nicht.

17.06.2020
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