Nachtschatten - Prolog

Review

Man soll ja niemanden – auch Musik nicht – nach Äußerlichkeiten beurteilen, aber sind wir mal ehrlich: Jeder tut’s von Zeit zu Zeit. Beweisstück A: „Prolog“ von NACHTSCHATTEN. Bandlogo und Coverdesign wirken derart billig, dass niemand erwarten würde, dahinter irgendwas besonderes geboten zu bekommen. Hier gibt’s das Elend nochmal in groß:

Und dabei ist „Prolog“ – das übrigens keine Demo ist, wie der Name vermuten lässt, sondern das Full-Length-Debüt der Band – musikalisch gar nicht mies. NACHTSCHATTEN bieten uns darauf modernen Melodic Death Metal, der gut nach vorne drückt und mit seinen flächigen Keyboards stellenweise auch sphärische Facetten zeigt. Ein wenig SOILWORK, ein wenig NEAERA, das ist immer noch nichts besonderes, aber man hat es definitiv bereits schlechter gehört als von dem Vierer aus Karlsruhe. So machen zum Beispiel das schnelle „Blitzschlag“ oder das eingängige „Takt der Maschinen“ musikalisch betrachtet Spaß … grundlegend zumindest. Und vor allem: nur musikalisch!

Denn immer, wenn sich der viel zu dominant abgemischte Gesang über die Instrumentalfraktion legt, ist’s vorbei. Das liegt nicht unbedingt am Sänger, sondern vor allem an den suboptimal vorgetragenen Texten: Mit oft seltsamem Versmaß und Versen, die schlicht nicht so wirken, als seien sie auf die Musik abgestimmt worden, dazu wie erwähnt viel zu dominant abgemischt und zu allem Überfluss gut verständlich auf Deutsch verfasst, werden die Lyrics mit Gewalt in den Mittelpunkt von „Prolog“ gerückt und können das in keiner Sekunde tragen. Schade, dass die hörbar versierten Instrumentalisten von NACHTSCHATTEN dafür in den Hintergrund treten mussten.

Damit müssen leider auch bei der Wertung Abstriche gemacht werden. Nur für die instrumentale Seite von „Prolog“ wären locker sechs Punkte drin gewesen, aber für die gesangliche/lyrische Leistung muss es Punktabzug geben, da darüber einfach nicht hinwegzuhören ist.

20.02.2015
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