Nechochwen - Heart Of Akamon

Review

NEUES UND ALTBEKANNTES IM HAUSE NECHOCHWEN

Akamon, das ist einer von vielen Namen, die das nordamerikanische Festland hatte, bevor die weißen Siedler ankamen und sich ausbreiteten. Damit ist klar, dass sich das US-amerikanische Duo NECHOCHWEN auch auf ihrem vierten Album „Heart Of Akamon“ mit der Geschichte und der Lebensweise der Ureinwohner beschäftigt. So weit, so bekannt. Und doch stellt das Album eine riesige Neuerung für das Projekt dar, denn während die bisherigen Veröffentlichungen im Bereich Americana Folk angesiedelt waren und nur gelegentlich verzerrte Gitarren und andere Elemente aus dem Metal einsetzten, ist „Heart Of Akamon“ das erste Werk von NECHOCHWEN, das mehr Metal als Folk/Americana ist.

Und was für Metal das ist: Melodischer Black Metal, der in Sachen Melodieführung mehr als einmal in Richtung des ULVER-Debüts schielt, sich aber gerne auch in Richtung DRUDKH und WINTERFYLLETH orientiert; sich dabei erst herzergreifend melancholisch zeigt, an anderer Stelle wild und ungestüm – ganz so, wie die Geschichte, die NECHOCHWEN erzählen. Mal jagt das Duo auf „Heart Of Akamon“ durch die wilde Prärie, mal erzählt es von der Greueltaten, die die weißen Siedler an den Ureinwohnern verübten, mal möchte es einfach der naturverbundenen Lebensweise jener Tage huldigen. So geht abwechslungsreicher Black Metal: rasant und ungestüm, aber emotional und melodisch, und das lyrisch wie musikalisch.

DIE ANDERE SEITE VON „HEART OF AKAMON“

Doch die Black-Metal-Elemente sind lediglich eine Seite von NECHOCHWEN anno 2015. Die zwei Amis haben ihre Americana-Folk-Wurzeln nicht komplett aus dem musikalischen Gesamtbild gestrichen, sondern nur ein Stück weit in den Hintergrund gedrängt. Mehrmals werden die Black-Metal-Kompositionen von akustischen Intermezzi unterbrochen, die vor allem die melancholische Seite des Albums unterstreichen und „Heart Of Akamon“ nebenbei eine leicht verträumte Note beimischen. Das sorgt nicht nur für zusätzliche Emotionen, sondern macht NECHOCHWENs viertes Werk noch ein Stück abwechslungsreicher.

Und so ist „Heart Of Akamon“ ein durchweg gelungenes Album, was melodisch-folkigen Black Metal angeht möglicherweise das bisherige Highlight des Jahres. (Na gut: neben dem aktuellen NEGUR? BUNGET-Album „T?u“.) Wer sich die aktuellen Werke von DRUDKH und WINTERFYLLETH mit einer guten Portion Americana Folk vorstellen kann, der ist mit NECHOCHWENs „Heart Of Akamon“ gut beraten. Und generell sollte jeder Fan von folkig-melodischem Black Metal ein Ohr riskieren – es könnte sich lohnen.

01.09.2015
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