Necrophagist - Epitaph

Review

Es soll ja Musiker (insbesondere Gitarristen) geben, die schon fast im Pyjama Ihres Helden in die gitarrenförmige Koje steigen. Genau diese sollten sich in naher Zukunft mal überlegen, ob sie nicht den Schneider ihres Vertrauens aufsuchen sollten, um sich einen nagelneuen Pyjama der Marke NECROPHAGIST anfertigen zu lassen. Auf dem Heimweg empfehle ich dann noch einen kurzen Besuch im Musikladen, um das eine oder andere Gitarrenlehrbuch als Nachtlektüre einzupacken. Vielleicht darf es aber auch eine große Packung extra weiche Taschentücher sein, um die Tränen über die eigenen mäßigen Fähigkeiten, die einem bei dieser Death-Metal Offenbahrung deutlich aufgezeigt werden, zu trocknen.

Es mag sich stark überspitzt anhören, aber was Muhammed Suicmez und seine Mannen hier abliefern ist einfach ein Meilenstein in Sachen Death-Metal. Das Schöne an dem Ganzen ist, dass diese Kombo weder aus dem hohen Norden noch aus den USA stammen, sondern ein Kind aus deutschen Landen sind. So ganz unerwartet dürfte den Gitarrenhexer und Kopf der Band die Lobeshymnen allerdings nicht treffen, denn schon das Debüt (damals noch ohne Deal) „Onset Of Putrefaction“ löste eine Schockwelle aus, die die progressive Death-Metal Szene erschütterte.

Nach einigen Besetzungswechseln und diversen Live-Shows (darunter das Maryland Deathfest) wurde es hingegen still um Suicmez und NECROPHAGIST. Vor gut zwei Jahren allerdings hat der Meister der Arpeggios begonnen, seine kreativen Fähigkeiten zu bündeln, um an neuen Stücken zu tüfteln. Das Ergebnis ist schlicht ein Meisterwerk, das auf 30 Minuten sowohl höchste musikalische Fähigkeiten konzentriert, als auch ein Höchstmaß an Songschreiberqualitäten aufweist. Dabei spielt es keine Rolle, ob man in atemberaubender Geschwindigkeit übers Griffbrett tappt, ein wahres Drum-Inferno entfacht, oder mit kraftvollen Death-Vokals den Hörer scheinbar in die Knie zwingen will. Die Musiker auf „Epitaph“ spielen in ihrer eigenen Liga und lehren selbst den Größen des Genres das Fürchten. Ein Song wie „Only Ash Remains“ beinhaltet mehr Riffs, Breaks und aberwitzige Ideen, als manch komplettes Album der Konkurrenz. Zuguterletzt ist „Epitaph“ hervorragend produziert, knallt herrlich frisch aus den Boxen und versorgt das staunende Volk obendrein mit sinnigen Texten.

Was kann ich zu dieser Scheibe noch sagen? „Epitaph“ ist ein Gesamtkunstwerk des progressiven und brutalen Death Metals geworden, welches jedem Anhänger dieser Musik eine Dauerrektion bescheren sollte. Die Tempos sind ja notfalls schon zur Hand. Wofür auch immer.

22.09.2004
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