Necrowretch - Swords Of Dajjal

Review

Ein Daddschal oder eben Dajjal ist in der islamischen Eschatologie eine unheilbringende Figur, vergleichbar mit dem Antichristen im Buch der Apokalypse. Einen passenderen Bezug hätten sich NECROWRETCH für ihr fünftes Album “Swords Of Dajjal” kaum suchen können. Denn die 37 Minuten der Platte sind voll charmanter Blasphemie, an allen Enden spuckt es Gift und Galle, sodass die Apokalypse getrost kommen mag. Die Welt ist eh am Abgrund, aber mit NECROWRETCH macht der Untergang wenigstens Spaß.

“Swords Of Dajjal” gleicht einer Peitsche

Ohne Unterlass wüten sich NECROWRETCH präzise und sauber auf den Punkt kommend durch acht intelligente Garstigkeiten, die in Songwriting und Atmosphäre wie immer ein bisschen nach NECROPHOBIC ohne die großartige Gitarrenarbeit klingen. In Sachen Ideenreichtum und Komposition hinken die Franzosen aber weder den Schweden noch sonst irgendwem hinterher, weshalb “Swords Of Dajjal” kurzweilig und im besten Sinne unterhaltsam ist.

Die subtilen, aber schätzenswerten kleinen Schlenker wie das schleichende Chaos in “Numidian Knowledge” oder die fesselnde Epik in “Ksar Al-Kufar” und dem gelungenen Titelsong sorgen für das gewisse Etwas. Wobei NECROWRETCH auch brillant sind, wenn sie fuchsteufelswild nach vorn deibeln, wie das angriffslustige “Vae Victis” oder die finale “Total Obliteration” beweisen. Wenn man noch auf ganz hohem Niveau Kritik üben möchte, könnte man den etwas zu ordentlichen Gitarrensound in der ansonsten passenden Produktion bemängeln. Verglichen mit der beeindruckenden Gesamtwirkung ist das aber ein eher marginales Detail.

NECROWRETCH machen die Apokalypse zum Fest

NECROWRETCH bieten auf “Swords Of Dajjal” 37 Minuten gehobenes blasphemisches Entertainment und reihen in beeindruckender Manier Kracher an Kracher, dass es einer Peitsche gleicht. Zwar ist nichts davon in irgendeiner Weise innovativ, aber erstens ist das nicht immer das Maß aller Dinge und zweitens wundert es bei einer Konkurrenz, die teilweise durch weit mehr kreative Trägheit unangenehm auffällt, umso mehr, dass NECROWRETCH bisher in Sachen Bekanntheitsgrad eher im oberen Mittelfeld vor sich hin dümpeln. Egal, “Swords Of Dajjal” ist eine der schönsten Versuchungen, seit es Blackened Death Metal gibt.

26.01.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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