Night Crowned - Tales

Review

NIGHT CROWNED sind wieder da. Die schwedischen Schwarzmetall-Senkrechtstarter haben ihr drittes Album „Tales“ fertig gestellt. Nach ihrem englischsprachigen Debüt „Impius Viam“ und dem in ihrer Muttersprache gehaltenen Zweitwerk „Hädanfärd“ setzen sie dieses Mal auf einen Mix aus beidem. Weiterhin wird natürlich kräftig der nordeuropäische Wald abgeholzt, ohne dabei aber die großen Melodien zu vernachlässigen. Doch geht das Konzept auch auf Album Numero drei so überzeugen auf wie auf den beiden Vorgängern?

NIGHT CROWNED wollen uns Geschichten erzählen

Eine Band für Schrammel-Enthusiasten oder Puristen waren NIGHT CROWNED von Anfang an nicht, zu modern und druckvoll ist die Produktion des Albums und um das ein oder andere sparsam gestreute Sample ist man sich auch nicht verlegen. Passend kurz nach Halloween startet das Album mit „De Namnlösa“, welches mit horroresken, gruseligen Klängen einleitet, bevor Drummer Janne Jaloma (u.a. auch bei DARK FUNERAL hinter den Kesseln) das Gaspedal komplett durchdrückt. Es werden jedoch geschickte Tempowechsel innerhalb des Songs eingebaut, sodass er sich nicht in der puren Raserei verliert und spannend bleibt. Gastvocals steuert hier zudem Jens Rydén von THYRFING bei.

„She Comes At Night“ überrascht mit einer passend eingesetzten Geige im Hintergrund, sowie mit einem fast schon folkig angehauchten Bridgepart, zu welchem Therése Thomsson (DISDAINED) ein paar sphärische Vocals beisteuert. Wenn also schon „Hädanfärd“ den Abwechslungsreichtum hochgeschraubt hat, dann geht „Tales“ noch eine Stufe weiter, auch „Nattramn“ überrascht mit einer vielseitigen Songstruktur, Streichern und einem groovigen Drum-Intermezzo.

Was gab es bei NIGHT CROWNED bisher noch nicht? Richtig, Cleangesang. Leadgitarrist Johan Eskilsson steuert auf „Tales“ unter anderem auf „Loviatar“ vereinzelte Passagen bei, welche aber keinesfalls Hauptschreihals Ken Romlin Raum wegnehmen oder stören, sondern eine weitere Facette zum Sound der Band hinzufügt, von der wir noch nicht wussten, dass wir sie brauchen.

„Tales“ – Einmal alles zum Mitnehmen, bitte!

Für die Vinyl-Enthusiasten ist die A-Seite nun Geschichte, aber wir haben nochmal genau so viel Material vor uns. Und mit „Flickan Som Försvann“ macht die B-Seite auch direkt so stark dort weiter, wo die A-Seite aufgehört hat und kombiniert alle die neuen und alten Stärken der Band mühelos miteinander. Auf „Lupus Luna“ kehrt dann Therése Thomsson noch einmal zurück, bevor das Album mit dem quasi Titelsong „Old Tales“ abschließt, welcher noch einmal alle Register zieht und den Bogen zur Horrorthematik des Openers spannt.

NIGHT CROWNED haben mit „Tales“ die beiden Vorgänger quasi mühelos übertroffen um im Bereich des melodischen Black Metals ein Album geschaffen, welches dieses Jahr seinesgleichen sucht. Der Release ist nicht nur der Stärkste der Band, sondern auch generell eines der stärksten Alben des Jahres 2023.

03.11.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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