Nightrage - Sweet Vengeance

Review

Was ist das wichtigste bei einem größer angelegten Projekt (z.B. einer Debüt-CD), damit das Resultat zufriedenstellend wird? Genau, ein perfekt eingespieltes und zusammengesetztes Team, in dem jeder seine Aufgaben und seinen Platz genau kennt. Nichts, aber auch gar nichts anderes ist bei NIGHTRAGE der Fall. Fangen wir doch mal bei den Leuten hinter den Kulissen an: Mit Fredrik Nordström (Produktion) und Niklas Sundin (Artwork) konnte man für „Sweet Vengeance“ schonmal zwei Persönlichkeiten gewinnen, die den äußeren Rahmen eines solchen Vorhabens perfekt zu gestalten wissen. Doch damit auch der Inhalt dieses Niveau halten kann, müssen die Hauptdarsteller dieselbe Klasse aufweisen. Und siehe da…was der griechische Bandleader Marios Iliopoulos (Gitarre, ex-EXHUMATION) für NIGHTRAGE um sich geschart hat, ist wirklich die Creme de la Creme der schwedischen Metalszene. Tomas Lindberg (ex-AT THE GATES/THE CROWN, THE GREAT DECEIVER, LOCK UP) ist einer der Götter, wenn nicht sogar DER Gott des Melodeath-Gesangs, was er hier mit seiner vielleicht besten Leistung seit des AT THE GATES-Splits eindrucksvoll untermauert. Desweiteren gibt es wenige, die es wie Gitarrenjungspund und Kreativbrunnen Gus G. (DREAM EVIL, MYSTIC PROPHECY, FIREWIND) so gut verstehen, berstende Härte mit eingängigen Melodien und flüssigen, atemberaubenden Soli zu kombinieren. Und dass Per M. Jensen ein Drummer der Extraklasse ist, ist bereits seit THE HAUNTEDs Zweitwerk „The Haunted Made Me Do It“ kein Geheimnis mehr. Abgerundet wird diese Monstertruppe noch mit Tom S. Englund (EVERGREY), der einige, atmosphärisch sehr schöne und dichte, cleane Vocalparts beigesteuert hat, und einem etwas unbekannteren, deswegen jedoch nicht minder talentierten Bassisten namens Brice Leclercq. Aber hält „Sweet Vengeance“ auch wirklich, was dieses Namedropping verspricht? Definitv ja! Treibend, hart, griffig, mitreißend und emotional von aggressiv bis depressiv unheimlich intensiv zelebriert dieses Sextett sein musikalisches Dasein. Wird erst mit ungezügeltem Highspeed alles zertrümmert (z.B. während „The Tremor“ oder „Macabre Apparition“), wachsen im nächsten Song die soeben erst eingerissenen Mauern in erhabenem Midtempo wieder in majestätische Höhen (z.B. in „The Glow Of The Setting Sun“ oder dem Oberhammer „In My Heart“), bevor sich ganz am Ende ein zierlicher Vogel in Form eines Akustikinstrumentals auf einer Zinne niederlässt und sein Lied klagt. NIGHTRAGE haben mit ihrem Debüt „Sweet Vengeance“ den bisher heißesten Anwärter auf das Melodic Death-Album 2003 abgeliefert und zeigen eindrucksvoll, dass nach den letzten Monaten des belanglosen Durchschnitts bekannte, musikalische Stilmittel glücklicherweise trotzdem noch begeisternd eingesetzt werden können. Killer!

22.06.2003
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