Nocturnus A.D. - Paradox

Review

Die Ankündigung von „Paradox“ hat im März ganz sicher bei dem einen oder anderen Death Metal Fan älteren Semesters für einige nervöse Zuckungen gesorgt, da nimmt sich der Rezensent nicht aus. NOCTURNUS standen ja früher sinnbildlich für richtig innovativen Science-Fiction-Death-Metal und hatten bekanntlich Anfang der 90-er Jahre zwei absolute Klassiker des Genres veröffentlicht. An diese glorreiche Ära werden doch Mike Browning und seine Jungs mit dem Quasi-Nachfolger NOCTURNUS A.D. sicher anknüpfen können, oder? Da stellt sich doch eigentlich nur die Frage, welchem bandeigenen Klassiker man mit der neuen Scheibe näher kommt. Die Mehrheit verehrt ganz sicher das Debüt „The Key“ (1990), andere jedoch bevorzugen dann doch eher „Thresholds“ von 1992.

NOCTURNUS A.D. mit dem Comeback des Jahres? Leider nicht ganz…

Das SciFi-Intro eröffnet „Paradox“ gleich mal richtig stilecht, so weit, so gut. Doch dann entpuppt sich der Opener „Seizing The Throne“ als mächtig sperriger Brocken. Und man ahnt hier schon, diese Scheibe wird einem einige Mühe kosten. NOCTURNUS A.D. präsentieren sich einerseits oft recht wirr und irgendwie ein bisschen zu verkopft. Aber auf der anderen Seite, wer von den Herren eine einfach zu hörende Platte erwartet hatte, der war von vornherein auf dem Holzweg. Daher gibt es für den geneigten Fan nur ein Motto: Kopfhörer auf, Konzentration und Kopfkino an!

Und weiter geht es gegen viele Regeln des normalen Songwritings. NOCTURNUS waren früher anders als die anderen, und daran hat sich auch bei A.D. nichts geändert. Auf den ersten Blick bleibt wenig hängen, bei intensiver Betrachtung macht alles aber mehr und mehr Sinn. Das gilt für Stücke wie „Paleolithic“, „Procession Of The Equinoxes“ oder aber „The Antechamber“ gleichermaßen. Nur der Gesang von Browning könnte gerne etwas zwingender sein, der gleitet zu oft in den Erzählmodus ab.

Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch Songs, die sofort diese ganz eigene Eingängigkeit der Band offenbaren. Dazu zählen „The Bandar Sign“, „The Return Of The Lost Key“, „Apotheosis“ und vor allem das herrlich Richtung Debüt schielende „Aeon Of The Ancient Ones“.

Die stetige Unruhe als einzige Konstante

Das Keyboard gehört natürlich auch bei NOCTURNUS A.D. fest zum Klangbild, präsentiert sich auf „Paradox“ aber zuweilen schon recht verstörend und mit einem gewissen Nervfaktor. Aber genau dieses verquere Unharmonische gehört natürlich zu dieser Band, die schon immer etwas gegen die Norm musiziert hat. Das abschließende Instrumental „Number 9“ ist noch der am wenigsten chaotische Song der Scheibe, ansonsten ist das Chaos wirklich allgegenwärtig.

NOCTURNUS A.D. machen es einem wahrlich nicht leicht, aber wer Easy Listening sucht, ist hier natürlich grundsätzlich falsch. Die einzige Konstante von „Paradox“ ist die stetige Unruhe. Doch die Scheibe wächst mit jedem Durchlauf. Und um die beiden zu Beginn gestellten Fragen noch kurz zu beantworten. Nein, NOCTURNUS A.D. können leider nicht ganz an die eigene glorreiche Vergangenheit anknüpfen. Und „Paradox“ geht ganz klar eher Richtung „The Key“, wenn auch an mancher Stelle vielleicht sogar noch einen Schritt weiter. Auch wenn die Scheibe also leider nicht ganz der erhoffte richtig große Wurf geworden ist: Herrlich, dass ihr wieder da seid, Männer!

03.06.2019
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