NOFX/ Frank Turner - West Coast vs. Wessex

Review

Mit großer Hochachtung treten sich auf „West Coast Vs. Wessex“ die Punk-Altmeister NOFX und der tätowierte Teeliebhaber FRANK TURNER entgegen. Das Prinzip der klassischen Split wird durch fünf Coversongs der jeweils anderen Band perfektioniert.

NOFX und FRANK TURNER – passt das zusammen?

NOFX haben sichtlich Freude an der Interpretation von frühen Turner-Songs. Die grobe Kelle gibt es nicht, dafür jede Menge flotter Skatepunk mit Bläsern und poppigen Elementen. Und natürlich die unverkennbare Stimme von Fat Mike. Insgesamt hauchen NOFX den fünf Stücken eine beeindruckende Leichtigkeit ein, welche die erste Seite dieser Split-Veröffentlichung wie im Flug vergehen lässt. Eigentlich lustig, wie perfekt die mit viel britischem Humor ausgestatteten Turner-Texte zur Attitüde der amerikanischen Punk-Legende passen. Noch lustiger wird es, wenn Fat Mike den britischen Akzent von Turner imitiert.

Turner, dessen Vorliebe für härte Klänge durch das Hardcore-Punk-Projekt MÖNGÖL HÖRDE belegt ist, hat sich entschlossen am älteren Katalog von NOFX ausgelassen. Alle Songs stammen von „White Trash, Two Heebs and a Bean“ (1992), „Punk In Drublic“ (1994) und „So Long and Thanks for All the Shoes“ (1997). Dabei beweist Turner ein sicheres Händchen und fischt als echter NOFX-Fan die maßgeschneiderten Songs für sich selbst heraus. „Bob“ ist ein großer Hit der Band, allerdings entpuppt sich „Perfect Government“ mit Turners lakonisch-erzürnten Stimme als echter Hinhörer. „Eat the Meek“ erlebt eine Inkarnation in flotter elektronischer Form.

Zwischen Punk, Pop und Folk – „West Coast Vs. Wessex“ funktioniert

Am Ende hat FRANK TURNER etwas die Nase vorn, denn die NOFX’sche poppig-punkige Interpretation ist in letzter Konsequenz etwas zu brav. Spaß machen die Songs trotzdem. Dahingegen schält Turner mit seiner eigenen Lesart das Punkige aus einigen alten NOFX-Klassikern heraus, ohne sich dabei die Hände schmutzig zu machen. Aber was soll man groß sagen. „West Coast Vs. Wessex“ funktioniert wirklich in beide Richtungen, ist stets unterhaltsam und extrem kurzweilig.

31.08.2020

Stellv. Chefredakteur

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