Nordic Giants - A Séance Of Dark Dillusions

Review

NORDIC GIANTS sind einer der jüngeren Zugänge des britischen Post- und Prog-Rock-Labels Kscope. Man begibt sich hier in illustre Gesellschaft, Labelzugpferde sind unter anderem STEVEN WILSON, PORCUPINE TREE, ANATHEMA und TESSERACT. Für die düster-experimentellen, sehr orchestralen Kompositionen des Duos, das gerade erst eine Europa-Tour zusammen mit SÒLSTAFIR beendet hat, eigentlich die perfekte künstlerische Heimat.

Mit Metal hat die Musik auf dem NORDIC-GIANTS-Debüt „A Séance Of Dark Delusions“ rein gar nichts zu tun. Aber auch die Gitarren wollen mit der Lupe gesucht werden. Im Intro von „Dissolve“ wird beispielsweise kurz ein bisschen gezupft, dann übernimmt aber sehr schnell das Klavier die tragende Rolle. Gleiches lässt sich auch über „Illuminate“ (hier versetzt mit sphärischen Chören) und eine ganze Reihe weiterer Albumsongs sagen. Dabei kommen NORDIC GIANTS über weite Strecken ohne Gesang aus. Wenn ins Mikro gehaucht wird, dann von Feature-Gästen wie BETH CANNON und NADINE WILD PALMER. Letztere veredelt mit ihrer Stimme einen der stärksten Songs des Albums, das erhebende „Futures Dark“.

Derlei Höhepunkte machen sich auf „A Séance Of Dark Delusions“ allerdings einigermaßen rar. NORDIC GIANTS wollen eindeutig ein Gesamtkunstwerk erschaffen – und das Auditive ist klar nur ein Teil davon. Man kann sich diese Songs gut live vorstellen, in einem abgedunkelten Club, gestützt von Performance und visuellen Gesamtkonzept. Hört man nur die Platte und schließt die Augen dazu, sieht man die passenden Bilder fast automatisch. Die Perfektion des abschließenden Albumtracks „A Thousand Lost Dreams“ wird aber leider mit keinem, der acht vorhergehenden Songs erreicht. Hier stimmt endlich einmal alles: Länge, Spannungskurve und Atmosphäre – man hätte sich mehr davon gewünscht.

So hätte ein Song wie „Evolve Or Perish“ vielleicht einen hervorragenden „Interstellar“-Soundtrack abgegeben, die Vergleiche mit PINK FLOYD und SIGUR RÓS sind aber schon noch etwas schmeichelhaft. Fazit: „A Séance Of Dark Delusions“ ist ein gelungenes Post-Rock-Album das über weite Strecken starken Soundtrack-Charakter hat. An einigen Stellen wäre allerdings weniger mehr gewesen und Pop-Momente wie in „Rapture“ wollen sich auch nicht so wirklich erschließen.

09.05.2015
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