Nyia - More Than You Expect

Review

Polen dreht durch, und das völlig! Nach ihrem wahnwitzigen Debütalbum „Head Held High“ spinnen sich die Experimental-Grinder NYIA dermaßen schräg und durchgeknallt durch ihr zweites Album „More Than You Expect“, dass mir fast die Spucke wegbleibt. Die Band selbst beschreibt ihren Stil als „Blasting Avantgarde Grindcore Fusion“, was ich an dieser Stelle einfach mal unkommentiert stehen lassen möchte.

Immer mit einem saftigen Break in der Hinterhand rappelt sich der Fünfer durch das Album und springt von einem abgedrehten Part zum nächsten. Auf den ersten Höreindruck gibt es auf dieser Scheibe mehr Breaks, Stops und Fills als glatte und gängige Strukturen und man merkt häufig erst am Ende eines Liedes, dass man es überhaupt mit einem solchen zu tun hatte. Dieser Fakt macht das Vergnügen allerdings auch verdammt anstrengend, denn man muss schon genau hinlauschen, um mitzubekommen, was hier musikalisch eigentlich abgeht.

Selbst wenn es mal einigermaßen geordnet zur Sache geht, agieren NYIA Lichtjahre entfernt von gängigen Riffs und Arrangements. „More Than You Expect“ ist ein durch und durch unkonventionelles Werk geworden, welches dem Hörer nicht nur seine gesamte Toleranzspanne abverlangt, sondern auch haarscharf an den empfindlichsten Nervenenden vorbeischabt. Genau hier liegt allerdings auch der halbe Hund begraben. Im Grunde gibt es selbstverständlich nichts gegen andersartige Musik zu sagen, das Gegenteil ist sogar der Fall. Eine Band die sich bemüht anders zu sein, sollte gebührend geehrt werden, allerdings nur dann, wenn das Ergebnis auch wirklich überzeugend ist. Hier pendeln NYIA zwischen Genie und Wahnsinn.

Die fünf Polen bewegen sich mit ihrer Musik im absolut grenzwertigen Bereich. Zwar ist ihr Handwerk absolut sicher und das Ergebnis fernab jeglicher Norm, aber dafür auch umso schwieriger zu konsumieren. Die Songs wirken stellenweise ein wenig zerrissen und sind dadurch oftmals dermaßen unzugänglich, dass man fast schon die Lust verliert, sich erneut mit dem Stoff zu befassen. Andererseits gibt es gelegentlich aber auch leicht konsumierbare Parts, die aber dann derart chillig (etwas Hall, Akustikgitarren, ein paar Samples…) rübergebracht werden, dass man sich wieder das unbändige Gerumpel herbeiwünscht. Unglaublich, was auf dieser Scheibe abgeht.

NYIA polarisieren eindeutig. Hier dürfte es im Grunde kein „geht so“ geben, sondern einfach nur „geil“ oder „scheiße“. Avantgarde-/Fusion Grindcore halt, mit all seinen Facetten und schwierigen bis unerträglichen Auswüchsen. Somit ist selbst testen und entscheiden angesagt, denn wenn man nicht selbst gehört hat, was für ein durchgeknallter Kram hier abgeht, kann man sich einfach kein vernünftiges Bild von „More Than You Expect“ machen.

20.01.2008
Exit mobile version