Obliteration - Cenotaph Obscure

Review

„Cenotaph Obscure“, das neue Werk von OBLITERATION, macht einen fertig. Denn die grimmen Herren aus Kolbotn, Fenriz‘ Heimatstadt, verwenden nur edelste Zutaten für ihren düsteren Death Metal alter Schule: hämmerndes Schlagzeug mit angemessen nachlässig kontrolliertem Drang zum Blast und mächtig-erhabene bis fies-rasende Riffs. Dazu abgründige Melodien und brutale, doch verständliche, gern mit viel Hall unterlegte Growls nebst vereinzelten Zwischenschreien (of anger and pain). Auch sind die genannten Ingredienzien fachmännisch zu handlichen Song-Gemeinheiten kombiniert.

Und schließlich wissen OBLITERATION um die potenziell verheerende Wirkung der Variation: Nicht nur „Onto Damnation“ und „Detestation Rite“ werden in Teilen schleifend ausgebremst und dadurch zu schlagenden Argumenten des Abseitigen. Letztgenanntes Stück klingt passagenweise gar doomig-melodiös ohne in den Verdacht der Zurechnungsfähigkeit zu geraten.

„Cenotaph Obscure“ eliminiert das Licht

In den besten Momenten zeichnet „Cenotaph Obscure“ mit seinen Geschichten von dunklen Kulten und verlorenen Welten ein erquickendes Bild des Horrors: MORBID ANGEL nehmen im definitiv nächtlichen norwegischen Wald eine AUTOPSY an irgendwelchen kurz zuvor erlegten Geschöpfen des Guten vor, verdient hatten sie es auf jeden Fall, wASPHYX jegliche Aussicht auf einen kommenden Sonnenaufgang zunichte macht. Irgendeinen Sonnenaufgang. Irgendwo.

Kurzum: In seinen besten Momenten ist „Cenotaph Obscure“ ein Death-Metal-Album, das diesen Namen verdient.

Doch OBLITERATION verpassen die Weltherrschaft

Allerdings entpuppt sich „Cenotaph Obscure“ auch – und es ist dies einen Hauch tragisch – ein ganz klein wenig und ansatzweise als die niederträchtige Ab-18-Variante des Scheinriesen Turtur: Je stärker man sich OBLITERATIONs neuem Werk nähert, je häufiger man sich die sieben Songs vor immer weiter aufgerissenen Boxen gibt, je grimmiger man entschlossen ist, „Cenotaph Obscure“ den Oldschool-Orden des lichtlosen Todes ans kalte Revers zu heften – desto weniger existenzbedrohend wirkt das Ding.

Damit keine Zweifel aufkommen: Die Szenerie bleibt dunkel und für eine solche Scheibe würde ein Gutteil der Szene zu drastischen, faustischen Mitteln greifen (müssen). Aber auf dem Niveau, von dem wir hier reden, darf es einfach nicht vorkommen, dass die Gedanken mittendrin mal zum Einkaufszettel abwandern. Solches darf schlicht nicht sein. Abwandern dürften maximal und Hals über Kopf die Reste der eigenen humanitären Wertvorstellungen.

Keine Ahnung, woher es rührt, dass die anfängliche schiere Begeisterung irgendwann nur noch großer Anerkennung weicht. Vielleicht fehlt OBLITERATIONs Musik 2018 in ihrer Nische eine kleine Nuance der Eigenständigkeit, vielleicht ist man in Konkurrenz zu den Allergrößten doch nicht ausreichend ver- in Norwegen. Vielleicht hat das geübte Ohr zuletzt einfach schon zu viel desselben Bösen konsumiert. Vielleicht sind OBLITAERATION auch einfach selbst nicht mehr Anfang 20.
Knappe Wertung also, doch große Achtung. Merke aber generell: Der Tritonus bürgt für Genuss.

03.12.2018
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