Obscure Infinity - Dawn Of Winter

Review

Old-School-Death-Metal skandinavischer Prägung kommt wieder! Naja, eigentlich war er ja nie weg, aber es lässt sich auf jeden Fall beobachten, dass seit geraumer Zeit wieder mehr Bands aus dem Underground an die Oberfläche dringen.
An der Spitze dieser Bewegung stehen natürlich wieder einmal die Schweden: Etablierte Größen wie GRAVE, UNLEASHED und DISMEMBER (ok, die waren immer erstklassig) finden zu alter Stärke zurück, neue Gruppen wie TORMENTED, DEATH BREATH oder INTESTINAL (und 2.000.000 weitere) halten den Spirit am Leben.
Aber auch die US-Amerikaner haben Gefallen am schwedischen Sound gefunden und „überschwemmen“ den geneigten Fan ebenfalls mit – zum Teil – nicht zu verachtenden Veröffentlichungen.

OBSCURE INFINITY aus dem schönen Westerwald gehen hingegen den Mittelweg und ziehen ihre Einflüsse aus beiden Metalkulturen. Was sie mit den oben genannten Beispielen gemein haben, ist ihre Vorliebe für den echten Old-School-Stoff, dem sie nach nur einem Demo („Into The Depths Of Infinity“, 2008) auf ihrer ersten Full-Length-Scheibe „Dawn Of Winter“ ausgiebig huldigen.
Wie gesagt läuft die Band nicht blind dem Schwedentross hinterher, sondern klingt in den reinrassigen Todesparts eher nach Uralt-Florida-Geschrote. Hier darf nach Herzenslust gepoltert und geblastet werden. Eine Extraportion Rumpel-Thrash darf dabei natürlich nicht fehlen, was wahrscheinlich an denselben Einflüssen, wie sie die Bands auch damals hatten liegt.
Doch ganz wollen OBSCURE INFINITY nicht auf den heiligen Schwedenstahl verzichten. Und wann immer die Zeit reif für ein bisschen Atmosphäre ist, erstrahlt ein grell leuchtendes Schild mit der Aufschrift „NECROPHOBIC“ vor dem inneren Auge des Verfassers dieser Zeilen. Natürlich aber nur die ganz alten. Oldschool, versteht sich! Das sind auch die Momente auf „Dawn Of Winter“, die mir persönlich mehr zusagen. Vor allem wenn die schön hallbeladene und wirklich ambitionierte Leadgitarre die Bildfläche betritt, geht die Sonne auf.
Noch ist allerdings nicht alles Gold was glänzt. Auch wenn OBSCURE INFINITY viel Wert auf Abwechslung und ausgereiftes Songwriting legen, ist es genau der letzte Punkt, an dem die Jungs noch etwas arbeiten müssen. Sicher bleibt schon einiges im Ohr hängen, mit den dicken Fischen im Teich können sie aber noch nicht ganz mithalten.

Dass die Band aber mit voller Leidenschaft bei der Sache ist, hört man. Und deshalb macht es für den Freund des atmosphärischen, schwarz angehauchten Death Metals auch Sinn, OBSCURE INFINITY weiterhin im Auge zu behalten. Wer weiß nämlich, was da noch so alles kommen mag?

30.09.2010
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