Obscurity - Vintar

Review

Passend zum anstehenden Winter präsentieren uns OBSCURITY die lexikalische Vermischung von „Wintar“ und „Vinter“: ihr neues Album „Vintar“. Das passt auch zu den immer konsequenter sinkenden Temperaturen der letzten Tage. So weit, so logisch also. Was nicht immer logisch, aber doch recht beliebt ist, sind Konzeptalben. Mit „Vintar“ legen OBSCURITY ihr erstes Langeisen vor, das einen roten Inhaltsfaden präsentiert, der sich nordisch mythologisch durch die Geschichte nach dem Ragnarök schlängelt.

Schauen wir mal in die Texte rein. Der Titel des Openers verrät schon, dass es um Ragnarök geht. Die vier eschatologischen Katastrophen walten. Zeit, die Segel zu setzen: In der folgenden Nummer „Naglfar“ begibt sich das Totenschiff auf die letzte Fahrt. Den Übergang zu „Wodanheim“ stellt die „Nebelwelt“ dar – neue Kontinente gehen aus der untergegangenen Welt hervor. Der alte Feind steht für – wie könnte es anders sein – das Fortbestehen der kirchlichen Institutionen, deren Bedrohung stärker denn je erscheint. Darum kreisen auch die Gedanken eines namentlich nicht genannten Tenkterers, eines Kriegers aus Wodanheim, im Titeltrack. Die Kampfansage an die Christianisierung! Und so geht es munter weiter, bis „Legiones Montium“ den Sieg von Wodanheim und der neuen Welt einläutet.

All diese Themen kennt man natürlich aus all den Songs von all den Bands, die ähnlich unterwegs sind. Trotzdem haben OBSCURITY die Aufgabe „Konzeptalbum“ recht eindrucksvoll gemeistert. Switchen wir also zur Musik, die ist ja auch nicht ganz unwichtig. „Schicksal Der Götter“ lässt gleich ein sehr gelungenes, flirrendes Riff von der Leine, das irgendwo zwischen Pagan und Black Metal zu Hause ist. Starker Auftakt. Später kommen harschere Attacken hinzu, die die musikalische Nähe zu Bands wie AMON AMARTH untermauern. Das Tempo variiert wie bei einem Ritt durch fernes Land, die Drums orientieren sich beispielhaft an den Gitarren, die allerdings zu oft in den Hintergrund geraten. Es wird gekrächzt und gegrowlt – sorgt für Abwechslung, sehr vorbildlich. Trotz verzerrter Stimme sind die Texte aber immer verständlich, was bei einem Konzeptalbum ja grundlegend keine schlechte Sache ist. Man muss gar nicht weiter in die Tiefe einzelner Songs gehen, denn strukturell und von der Art der Musik her sind die Stücke recht identisch. Feinheiten wie das kurze Drumsolo zu Beginn von „Alter Feind“ lockern dann ein wenig auf. Vielleicht gehen OBSCURITY auf „Vintar“ noch etwas melodischer zu Werke, doch insgesamt lässt sich das Neuwerk prächtig in die Diskografie der seit 1997 agierenden Combo einordnen. Anders formuliert: Freunde der Band werden ordentlich bedient, das Potenzial, neue Anhänger zu ziehen, ist aber ebenso vorhanden.

03.12.2014
Exit mobile version