Obsidian Gate - Colossal Christhunt

Review

Darf ich das so sagen ? Mit „Colossal Christhunt“ sind Obsidian Gate, eine der Speerspitzen des chaotisch genialen Melodic/Orchestral Black Metal in Deutschland, zurück auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Es mag überzogen klingen und zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich auch etwas spät, aber zum einen verstehen Obsidian Gate ihr Handwerk, und zum anderen habe ich die CD erst vor geraumer Zeit bekommen. Bereits der erste Song „Urgewalten“ macht klar, dass man, wie bereits auf „The Nightspectral Voyage“, eine gänzlich andere Meinung davon hat, wie man das Keyboard in die Songs zu integrieren hat, als der Grossteil der Black Metal Bands da draussen. Auch auf „Colossal Christhunt“ werden die Keys nur selten dazu benutzt, um harmonisch schöne Szenarien zu beschwören, sondern man bindet das Keyboard als aggressiv, teilweise fast chaotisch anmutendes Instrument voll in die Songs ein. Wie man vielleicht ahnen könnte, sind die Songs wieder recht lang und imposant ausgefallen, sodass die wirren und bombastischen, aber faszinierenden Hymnen im Durchschnitt auf rund sieben Minuten Spielzeit kommen. Um die Songs nicht langweilig werden zu lassen, bemüht man sich darum, die Instrumente möglichst variabel einzusetzen, sodass das Keyboard mal chaotisch, mal rasend, aber auch mal beruhigend melodisch die Oberhand übernimmt, um gleich darauf vom recht stark präsenten Schlagzeug in Sachen Geschwindigkeit oder Rhythmus das Zepter aus der Hand genommen zu bekommen. Erstaunlicherweise steht die Gitarrenarbeit nicht so sehr im Vordergrund und trägt oft eher dazu bei, die Grundstimmung zu halten, als selbst die Leitung zu übernehmen. Zusammen mit den bösartigen, aber nicht kreischenden oder röchelnden Vocals von Marus Z. und den gelegentlich eingeflochtenen Chören ergibt sich daraus eine interessante Mischung, die aber nicht sonderlich leicht bekömmlich ist – auch wenn ich nicht soweit gehen würde, „Colossal Christhunt“ als enorm anspruchsvoll zu bezeichnen. Erwähnenswert sind auf jeden Fall noch die wirklich gute Produktion und das liebevoll gestaltete Booklet. Im Gesamtbild hinterlässt Obsidian Gates aktuellste Scheibe einen durchweg positiven Eindruck bei mir.

17.10.2001
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