Omnium Gatherum - Beyond

Review

Ich erinnere mich noch ziemlich genau – 2005 war es, glaube ich, rund ein Jahr nach seiner Veröffentlichung, dass ich mit ihrem Zweitwerk „Years In Waste“ die Bekanntschaft OMNIUM GATHERUMs machte – und wie mich das Album damals mitgerissen hat. Trockene Leads, wie sie die schwedischen Kollegen seit Mitte der Neunziger kaum noch gespielt haben, wurden auf der Platte der Finnen nicht nur genutzt, sondern zelebriert; das Keyboard legte meist hintergründig einen atmosphärischen Teppich unter das Ganze und alles in allem gefällt mir das Album auch heute noch sehr gut. Trotzdem habe ich die Band danach irgendwie aus den Augen verloren, auch wenn der Name natürlich immer mal wieder präsent war – gehört habe ich in der Zwischenzeit höchstens mal ein, zwei Songbeispiele, die ich scheinbar wieder verdrängt habe. Denn das, was auf „Beyond“ zu hören ist, ist nicht nur etwas ganz anderes – nein, es hat im Vergleich zu dem, was OMNIUM GATHERUM damals auf „Years In Waste“ gespielt haben, auch einiges an Flair verloren.

Fangen wir bei der Eigenständigkeit an: Das, was ich damals so geil fand, hatte das Melo-Death-Rad sicherlich auch nicht neu erfunden, aber die Arrangements, die Riffs, der Gesang … das hatte alles schon irgendwo etwas eigenständiges, auch, wenn es zwischenzeitlich an DARK TRANQUILLITY erinnert hat. „Beyond“ hingegen ist eher ein Album unter vielen, ein Album, das in ganz ähnlicher Form auch schon von INSOMNIUM, NOUMENA oder BE’LAKOR gekommen ist. Sicherlich lassen auch auf „Beyond“ ein paar Momente aufhorchen (der Anfang vom von WINTERSUN beeinflussten „The Sonic Sign“ zum Beispiel), aber alles in allem hört man hier nichts Neues.

Muss ja aber auch nicht immer, wenn das Album denn andere Stärken hat. Bei „Beyond“ habe ich jedoch permanent das Gefühl, hier sei eine gealterte und „reif gewordene“ Band am Werke – und sowas ist ja oft der Garant für Langeweile: Für die Frische und Naivität der frühen Alben schämt man sich, deshalb konzipiert man ein Epos, durchdenkt es, baut alles aufeinander auf … vergisst dabei aber, Songs zu schreiben, die zünden und den Hörer überraschen können. Das scheint mir symptomatisch für OMNIUM GATHERUM anno 2013 zu sein: Wenig auf „Beyond“ reißt mich mit, stattdessen finde ich ganz viele „erwachsene“, „reife“, aber eben auch langweilige und teilweise sehr vorhersehbare Songs („Who Could Say“ zum Beispiel).

Natürlich ist „Beyond“ nicht im eigentlichen Sinne schlecht. Es findet sich darauf aber so viel bereits Gehörtes, so viel Langweiliges und so viel Midtempo (wie es für finnischen Melodic Death Metal ja fast schon zum Trademark geworden ist) ohne nennenswerte Abwechslung, dass ich der Band heutzutage nicht mehr als Mittelmaß bescheinigen möchte. Schade – das haben sie schon mal geiler hinbekommen.

20.02.2013
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