Orphaned Land - Unsung Prophets & Dead Messiahs

Review

ORPHANED LAND veröffentlichen ihr sechstes Album „Unsung Prophets & Dead Messiahs“ und haben seit dem letzten Streich wieder einmal längere Zeit ins Land gehen lassen: Diesmal sind es fünf Jahre, die aber durch das gemeinsame Album mit AMASEFFER und das Engagement neben der Musik zu erklären sind – mal ganz abgesehen davon, dass „Unsung Prophets & Dead Messiahs“ eben nicht nur ein leichtverdauliches Album mit einer Handvoll Songs ist.

„Unsung Prophets & Dead Messiahs“ enthält zwar keinen Überhit …

Nicht verändert zu den vorherigen Alben hat sich die progressive Herangehensweise: Es passiert unheimlich viel in den 13 Songs. Nette, eindimensionale Songs gibt es nicht, allerdings auch keinen eindeutigen Hit vom Schlage „All Is One“. Aber ORPHANED LAND sind natürlich Meister des Oriental Metal (vielleicht sogar die einzige Band, die dieses Etikett verdient) und vereinen traumwandlerisch sicher unterschiedliche Stile zu einem großen Ganzen – und da kommt Eingängigkeit doch noch mit ins Spiel: Auch ohne richtig zuzuhören bekommt man die ethno-poppigen Passagen schon nach dem ersten Durchgang nicht mehr aus den Gehörgängen („The Cave“, „In Propaganda“, „Take My Hand“).

… ist aber ein vielseitiges und breit angelegtes Werk

Aber „Unsung Prophets & Dead Messiahs“ versteht sich eher als breit angelegtes Opus, das auch nach dem zehnten Durchgang noch neue Details enthüllt. Und es ist ein ungemein vielseitiges Album: Es vereint die Death-Metal-Wurzeln der Band mit Geigen und Chören, metallische Riffs mit orientalischen Skalen und den sehnsuchtsvollen Melodien des Nahen Ostens. Diese Vielseitigkeit spiegelt auch bei der Auswahl der Gastmusiker wider: Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) und Tompa Lindberg (AT THE GATES, THE LURKING FEAR) haben jeweils Gesangsparts übernommen, während Steve Hackett (ex-GENESIS) zu „Chains Fall To Gravity“ ein Gitarrensolo der Extraklasse beisteuert.

Wie bei Alben von ORPHANED LAND üblich, lohnt auch der Blick auf die Texte und das übergeordnete Konzept: Es basiert auf der Feststellung, dass revolutionäre Figuren im Laufe der Geschichte in schöner Regelmäßigkeit gemeuchelt wurden, und thematisiert das berühmte Höhlengleichnis von Plato, das dieser vor 2.500 Jahren nach der Ermordung von Sokrates verfasst hat. Wer also neben der Musik noch etwas geistige Herausforderung sucht, bekommt mit den Texten und dem dahinterstehenden Konzept ein nettes Bonbon geliefert – selbst wenn der Hintergrund weniger erbaulich sein sollte.

Vom Höhlengleichnis des Plato zur Jetztzeit

Alles in allem ist „Unsung Prophets & Dead Messiahs“ ein richtig gutes Album, selbst wenn sich kein Überhit aus den dreizehn Songs herausschält. Und auch wenn das Album durch die Länge und die Progressivität herausfordernd ist, gibt es bei näherer Beschäftigung unheimlich viel zurück – mal ganz abgesehen von der positiven Botschaft, die ORPHANED LAND verkörpern.

26.01.2018

- Dreaming in Red -

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