Orplid - Nächtliche Jünger

Review

Es gibt nur wenige Bands deren Veröffentlichungen ich mit Spannung erwarte. Oprlid ist eine dieser Bands. Einen ersten Einblick in „Nächtliche Jünger“ gewährte vor gut zwei Jahren der folklore Liederschatz zum Wave-Gothik Treffen 2000 mit dem einfühlsamen Stück „Stille“, welches sich in einer gereifteren Fassung unter dreizehn weitere Stücke reiht. Besonders deutlich wird der „Reifeprozess“, den Orplid vollzogen haben, an der Distinguiertheit, mit der Uwe Noltes mythengeschwängerte Texte vorgetragen werden. Ein Übermaß an Pathos möchte da mancher vielleicht attestieren, jedoch verhelfen die ehern klingenden Stimmen Stücken wie „Erzengel Michael“ oder dem traumhaften Titelstück „Nächtliche Jünger“ zu der angemessenen Erhabenheit. Diese fußt allerdings nicht nur auf der stimmlichen Kraft, sondern ebenso sehr auf dem eindringlichen Zusammenspiel von Text und Ton, an dessen wohl akzentuierten Akustikgitarren, sagenhaften Klanglandschaften und dezentem Schlagwerk der abgegriffene Terminus Neo-Folk verblassen möchte. Mit dem Stück „Das Mädchen aus der Fremde“ haben sich Orplid ein weiteres Mal dem Text eines deutschen Dichters angenommen. Kein geringerer als Friedrich Schiller (1759-1805) ist es, dessen Zeilen Nadine Spindler, deren Stimme bereits die Neuinterpretation von „Frühling“ schmückte, themengerecht in Szene setzt. Ein vielschichtiges Werk ist „Nächtliche Jünger“ geworden, welches seine Bezauberung aus kraftvollen Folk-Stücken wie „Söhne des Ares“, das bereits vom Prophecy-Sampler „To magic 2“ bekannt ist, als auch dem kontemplativen Gestus von Liedern wie „Abendstern“ schöpft. Bleibt nur noch, darauf hinzuweisen, dass „Nächtliche Jünger“ auch als Doppel 10″ über Eis&Licht erscheint.

29.07.2002
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